Voglio il core

Aus dem Leben einer Kurtisane und Dichterin im Venedig des 16. Jahrhunderts: Musik, Briefe und Gedichte aus dem Salon der Veronica Franco. Es las Mercedes Echerer. Am Cembalo: Susanne Pumhösl.

Venedig im 16. Jahrhundert wurde auch als das Babylon der Adria bezeichnet. Die Kurtisanen der Stadt hatten abseits der sittlichen Welt in einer realen unmoralischen Gegenwelt die volle gesellschaftliche Teilhabe. Von ihnen wurde Bildung, musikalisches Talent, körperliche Schönheit und guter Geschmack erwartet, oft waren sie aktive Mitglieder innerhalb der örtlichen Künstler- und Intellektuellenkreise. Die Schönheit dieser Frauen wurde etwa bei Michel de Montaigne, Tizian, Tintoretto oder Raphael künstlerisch gewürdigt.

Die wenigen schriftlichen Überlieferungen über das Leben venezianischer Kurtisanen stammen entweder aus der Hand von Nonnen oder aber von Veronica Franco. In Briefen und Gedichten legt diese ihre persönliche Auffassung und Erfahrung in Abgrenzung oder Zustimmung zu den verbreiteten Moralvorstellungen dar.

Veronica Franco war Dichterin, Kurtisane und Bürgerin Venedigs. Sie wünschte sich in einem ihrer Briefe ein "strumento da penna" – ein tragbares Spinett oder kleines Cembalo – um Gelegenheit zu haben, Musik zu spielen. Historisch belegt ist auch, dass sie zu einem morgendlichen Konzert in ihre privaten Gemächer lud, um sich "vor dem Beginn der Musik der süßesten Harmonien der vornehmen Gespräche ihrer Herrschaft" zu erfreuen.

Susanne Pumhösl forschte in diesem Programm der Musik nach, die in den venezianischen Salons des Cinquecento erklungen sein könnte und gibt mit einer Auswahl kunstvoll verzierter Madrigalen, Volkslieder und Tänze Einblick in die vergessene Klangwelt venezianischer Cembalomusik. Mercedes Echerer moderierte diesen Abend und las aus den Briefen und Gedichten von Veronica Franco.