"Es genügt, dass ich mir widerspreche!" - Roland Knie liest Egon Friedell

Ein Abend im Zeichen eines scharfzüngigen Querdenkers und menschlichen Gesamtkunstwerks.

Wenn man ihn den "Lachenden Philosophen" nannte, musste er lachen – so viel er sich auch auf sein philosophisches Doktorat zu Gute hielt, weil er in dessen redlichem Erwerb an der Universität Heidelberg einen persönlichen Triumph des universellen Dilettanten über die ihm verhasste Fachgelehrsamkeit sah.

Einen "genialen Dilettanten" nannte ihn sein Entdecker als Theaterschauspieler, Max Reinhardt; der war auch einer der wenigen Gäste, die das unübersehbare Schild in Friedells Arbeitszimmer ignorieren durften: "Auch die Aufforderung, doch noch zu bleiben, darf man nicht immer ernst nehmen. Auch Sie sind keine Ausnahme."

Den von geistiger wie körperlicher Statur renaissancehaften "Uomo universale" (so nannte ihn Hilde Spiel) ließ er sich ganz gern gefallen. Dr. phil. Egon Friedell war ein sehr großes, sehr liebenswertes, unglaublich gescheites, zuweilen sehr boshaftes Kind, das – mit ungefähr viertausend Büchern in Symbiose lebend - heimlich grandiose Kulturgeschichten schrieb, wenn es nicht gerade Theater, Kabarett, Journalist, Kritiker oder Schriftsteller spielte.

Als ihn einmal ein ahnungsloser deutscher Feuilletonist als "versoffenen Münchner Dilettanten" bezeichnete, replizierte er: "Mein zeitweiliger Alkoholkonsum mag, von außen betrachtet, zu dergleichen Irrtümern verführen. Dilettant bin ich gern und aus tiefer Überzeugung. Aber das mit dem ‚Münchner‘ wird ein Nachspiel haben."

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Wiener Zeitung.

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"Es genügt, dass ich mir widerspreche!" - Roland Knie liest Egon Friedell
Montag, 10. Juni 2013
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