Literatur ist der Rede wert – Die literarische Soiree

Diesmal ganz im Zeichen der US-amerikanischen Literatur. Brigitte Schwens-Harrant (Die Furche), Norbert Mayer (Die Presse) und Ronald Pohl (Der Standard) diskutierten über drei Neuerscheinungen.

Der bleiche König
Der erste Text ist ein Romanfragment und das letzte Buch des 2008 verstorbenen Post-Moderne-Wunderkinds David Foster Wallace mit dem Titel "Der bleiche König" (Kiepenheuer & Witsch). Die Handlung spielt in einer großen Steuerbehörde des Mittelwestens in den 1980er Jahren. Der Text taucht einerseits in die Biografien der hier gestrandeten Steuerprüfer ein und beschreibt andererseits die Eigenschaften einer Bürokratie vor dem Hintergrund der steuerpolitischen Umwälzungen der Reagan-Zeit. Daneben ist er auch ein "Roman im Roman" und eine Reflexion über die Langeweile.

Kap Cod
Das zweite Buch des Abends stammt aus dem 19. Jahrhundert und liegt zum ersten Mal in deutscher Übersetzung vor: "Kap Cod" (Residenz Verlag) von Henry David Thoreau, dem Autor des berühmten "Walden" und einem der Vorväter der Öko-Bewegung. Der Text ist ein Reisebericht über das "Kabeljau-Kap", ein mythischer Ort der amerikanischen Geschichte, denn dort hat 1620 die Mayflower angelegt. Thoreau hat das Kap zwischen 1849 und 1857 vier Mal bereist und beschreibt die Natur und die Menschen. Letztere leben von Muscheln, Austernzucht und Fischfang – es ziehen hier Kabeljau-, Makrelen- und Hering-Schwärme vorbei sowie Wale – und auch vom regelmäßig angespülten Ladegut aus den zahllosen Schiffbrüchen dieser sandigen, windumtosten Küste. Thoreau rückt dabei auch einige Schieflagen in der britisch tradierten Besiedlungsgeschichte gerade, indem er die zivilisatorischen Leistungen der Kap-Indianer und der französischen Siedler anführt, die hier schon vor den Mayflower-Pilgrims gelebt haben.

Heimkehr
Das dritte Buch trägt den Titel "Heimkehr" (Rowohlt) und stammt von der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. Es handelt von einer afro-amerikanischen Familie im Georgia der 1950er Jahre, erzählt aus der Perspektive des traumatisiert und entwurzelt aus dem Koreakrieg heimkehrenden Frank, der mittel- und rechtlos, ständig gefährdet durch rassistische Attacken und Polizeiwillkür, seine Schwester, die in die Fänge eines sadistischen Arztes geraten ist, zu retten versucht. Ein schmales und intensives Buch über das Leben in der amerikanischen Apartheit.

Es diskutierten: Brigitte Schwens-Harrant (Die Furche), Norbert Mayer (Die Presse) und Ronald Pohl (Der Standard). Moderation: Gudrun Hamböck.

Eine Veranstaltung von Ö1.

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Literatur ist der Rede wert – Die literarische Soiree
Mittwoch, 21. Mai 2014
19:30 Uhr
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