Opernwerkstatt: Thomas Hampson

Singulär in Oper, Lied und Konzert: Kammersänger Thomas Hampson zu Gast bei Michael Blees.

Thomas Hampson

(c) Kristin Hoebermann

Vielen großen Künstlerinnen und Künstlern unserer Zeit darf man enorme Vielseitigkeit bescheinigen und dennoch bleiben einige von ihnen nur Gäste in bestimmten Metiers, ohne in die Spezifika eines Genres wirklich einzutauchen. Ganz anders sieht es dagegen beim US-Bariton Thomas Hampson aus: gleich ob er sich dem Lied, Konzertwerken, der Oper, Operette oder dem Musical widmet, gleich ob er in einer Mozart-, Strauss- oder Wagner-Rolle auftritt oder eine Uraufführung gestaltet, nie wird man den Eindruck haben, dass ihm eine dieser Kunstgattungen fern steht.

In den unterschiedlichsten musikalischen Gattungen weiß er nicht nur mit seinem individuellen und unverkennbaren Timbre und mit seinem geschmeidigen Ton von betörender Rundung und bruchloser Führung durch die Lagen in rein musikalischer Hinsicht zu begeistern, er ist auch stets ein großer Gestalter, der Feinheiten und subtile Nuancen mit unglaublichem Tiefgang auszuloten weiß. Nie war und ist Thomas Hampson bloßer Schönsänger, der nur auf sein außergewöhnliches Stimmmaterial vertraut, immer spielt der gestalterische Aspekt, die differenzierte Auslotung einer Bühnenrolle bzw. die farbenreich tiefgehende Darstellung eines Bildes, einer Situation, eines Gefühlszustandes in seinen Liedvorträgen eine wichtige Rolle.

Und dazu hat er nie zu den Künstlerinnen und Künstlern gehört, die sich auf ein kleines Repertoire beschränken: Wie in der Oper sein Repertoire von Mozart bis zur Moderne reicht, hat er sich auch im Lied immer wieder kaum bekannten Randbereichen gewidmet und Komponisten wiederentdeckt bzw. deren Werke erneut zur Diskussion gestellt.

Begonnen hat die außerordentliche Karriere von Thomas Hampson in den frühen 1980er Jahren; gleich bei seinem ersten europäischen Festengagement an der Deutschen Oper am Rhein ist die Opernwelt auf den jungen Sänger aus Indiana aufmerksam geworden. Als Guglielmo in "Così fan tutte", als Figaro in "Il Barbiere di Siviglia", als Marcello in "La Bohème" und bald auch als Don Giovanni hat er vielbeachtete Erfolge gefeiert und wurde schnell von internationalen Bühnen zu Gastspielen eingeladen.

Binnen weniger Jahren hat er umjubelte Auftritte in den wichtigsten Zentren der Musik absolviert, an der Wiener Staatsoper, im Wiener Musikverein und bei den Salzburger Festspielen, ebenso wie an der Metropolitan Opera, sowie den Opernhäusern von Zürich, Hamburg, München, San Francisco und London. Im Gegensatz zu vielen seiner Kolleginnen und Kollegen, die sich erst einmal die Opernwelt erobern und erst später das Lied ihrem künstlerischen Spektrum hinzufügen, hat sich Thomas Hampson von Anbeginn seiner Laufbahn auch als singulärer Konzert- und Liedsänger etablieren können.

Allein ein Blick in das Auftrittsregister von Thomas Hampson an der Wiener Staatsoper zeigt die enorme Bandbreite dieses Künstlers: in Rossinis "Barbiere" und "Guillaume Tell", sowie Mozarts "Don Giovanni", "Le nozze di Figaro" und "Così fan tutte" ist er hier aufgetreten, ebenso wie in Rollen von Verdi, Wagner, Puccini, Donizetti, Strauss, Schubert und Tschaikowsky. Und entscheidend hat er auch durch sein Mitwirken der Uraufführung von Friedrich Cerhas Oper "Der Riese vom Steinfeld" zu einem bedeutenden Erfolg verholfen.

Im Lauf der Jahre hat er sein Wirken von einem rein lyrischen Repertoire mehr und mehr in dramatischere Bereiche ausgeweitet, freilich nie ohne die lyrische Grundsubstanz seiner Stimme zu forcieren. So hat er in der jüngeren Vergangenheit in der Oper höchst erfolgreich sein Rollenspektrum um Partien wie "Macbeth", Jago in "Otello" und Scarpia in "Tosca" erweitert. Und gerade erst zuletzt hat er ein grandioses Rollendebüt als Wozzeck in der Oper von Alban Berg an der Metropolitan Opera gefeiert. Vielbeachtet war auch sein Auftritt 2011 an der San Francisco Opera in der Welturaufführung von Christopher Theofanidis Oper "Heart of a Soldier", die zum 10. Jahrestag der Terror-Anschläge vom 11. September 2001 entstanden ist.

Viele der Aufnahmen in der ungemein weitreichenden Diskografie von Thomas Hampson wurden auf Grund ihres künstlerisch-interpretatorischen Werts preisgekrönt. Die Manhattan School of Music, das Whitworth College und das San Francisco Conservatory haben dem Künstler die Ehrendoktorwürde verliehen; außerdem ist er Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London, Kammersänger der Wiener Staatsoper und Träger des französischen Titels eines "Commandeurs des Arts et des Lettres", sowie des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst.

Doch nicht nur für sein künstlerisches Wirken als Sänger hat Thomas Hampson viele dieser Auszeichnungen und Ehrentitel erhalten, sondern auch für sein unermüdliches Wirken als "Musikvermittler" – längst gilt er auch als gefragter Lehrer. Und mit der 2003 von ihm ins Leben gerufenen "Hampsong Foundation" unterstützt und veranstaltet er Forschungsprojekte, Symposien, Meisterkurse und Gesprächskonzerte.

Text: Michael Blees

Service

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Wiener Zeitung.

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Opernwerkstatt: Thomas Hampson
Donnerstag, 26. Juni 2014
19:00 Uhr
Großer Sendesaal

Thomas Hampson