Yasmo & Die Klangkantine

Yasmo und "Die Klangkantine" präsentierten die Single "Es ist Musik" im Großen Sendesaal.

Yasmin Hafedh ist preisgekrönte Slam-Poetin. Als Yasmo macht sie Rap. Und ihr Alter Ego Miss Lead, das britische Grime Music macht, mischt sich sowieso überall ein. Die vielseitige Künstlerin des rhythmisierten Wortes beschreitet neue Wege und rappt nun mit Band samt Bläsersektion.

Mittelpunkt des Abends im Großen Sendesaal stand die Präsentation der Single "Es ist Musik", dazu brachte die Formation die besten Yasmo-Stücke in neuen Arrangements auf die Bühne. In der "Klangkantine" kochten neben Yasmo und DJ Bacchus auf: Ralph Mothwurf (Gitarre, Musical Director), Tobias Vedovelli (Bass, Komposition), Markus Pechmann (Trompete), Leo Skorupa (Altsaxofon), Andreas Lindenbauer (Tenorsaxofon), Florian Spies (Posaune) und Reinhard Hörschläger (Drum Set).

Yasmo

Über Sprache und Musik, ihre Alter Egos Yasmo und Miss Lead und Role Models von Friedrich Schiller bis Mieze Medusa sprach Yasmo mit Susanne Berndl.

(c) Robert Maybach

Auffällig an deinen Projekten ist das Spiel mit Parallelidentitäten – sowohl als Künstlerin Yasmin/Yasmo/Miss Lead als auch innerhalb deiner Texte.

Ich habe als Poetry Slammerin angefangen, erst danach habe ich mit Rap begonnen. Weil man im Rap nicht mit bürgerlichem Namen auf die Bühne geht, hab' ich den Namen Yasmo gewählt – und dann ist mir irgendwann klar geworden: Als Yasmin mache ich Slam, das hat zwar auch mit Sprache zu tun, ist aber ein ganz anderes Genre. Ich schreibe einen Slam-Text oder Lyrik auch ganz anders als einen Rap-Text. Meine Erfahrung als Slam-Poetin hilft mir, als Rapperin bei einem HipHop-Konzert nicht mit der Einstellung "Eyo, ich bin die Coolste" auf die Bühne zu gehen – ich finde das prinzipiell blöd. Beim Poetry Slam hast du fünf Minuten Zeit, um das Publikum für dich zu gewinnen und wendest innerhalb dieser Zeit alle Tricks an, damit es dir zuhört. Was ich beim Poetry Slam gelernt habe, wie ich ein Publikum anspreche, das wende ich auch als Rapperin an. Zu Yasmin und Yasmo ist irgendwann Miss Lead dazugekommen, weil ich britische Grime Music cool finde und mir dachte: Wenn ich jetzt die arrogante britische Rapperin rauslasse, kauft mir das als nette Wiener Studentenrapperin Yasmo niemand ab. Man spaltet sich ja generell als Künstlerin – gerade in Österreich – in Teilpersönlichkeiten auf, weil man sich um alles selbst kümmert: die Musik, die Alben; man organisiert Gigs selbst, bis man eine Agentur hat … man nimmt ja auch allgemein immer verschiedene Rollen an, je nachdem, mit wem man spricht.

Das HipHop-Genre ist traditionell männlich dominiert. Spielen für dich (weibliche) Vorbilder eine Rolle?

Ja, das hat sich aber erst später entwickelt. Ich stehe seitdem ich 16 bin auf Bühnen, war eine Rampensau und habe nicht darüber nachgedacht, dass da viel mehr Männer als Frauen sind. Meine Eltern haben beide gearbeitet und gekocht. Feminismus habe ich von außen lernen müssen. Mit 17, bevor ich Gender-Unterricht hatte, fand ich Frauenquoten blöd und dachte, Frauen sollen gefälligst was machen, anstatt zu zögern. Diese Erwartung ist aber auf manchen Ebenen dumm, weil Frauen ständig durch viele Faktoren verunsichert werden – natürlich sind manche dann unsicher auf der Bühne. Mit 17, 18, hat Mieze Medusa mich immer wieder motiviert, aufzutreten, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Heute versuche ich vor allem Mädchen nach ihrem Vorbild zu ermutigen. Es ist mir extrem wichtig, dass Frauen zeigen, dass jede/r das machen kann, er/sie muss nur den Arsch hochkriegen.

Auf deinem letzten Album rappst du "Mein bester Freund war immer Sprache und Musik war ein Bekannter" – ist Musik für dich das, was zum wichtigeren Kern Sprache dazukommt?

Jein, wenn ich Texte schreibe, schreibe ich die schon auch auf Musik, die schon produziert worden ist. Sprache war für mich immer etwas Unmittelbares, Erreichbares, mit dem ich umgehen kann, Musik habe ich immer bewundert. Ich spiele nur ein bisschen Klavier, Musik war immer ein großes Wow Element für mich, wo ich mich erst langsam hingetraut habe. Ich habe ewig gebraucht, um von mir zu behaupten, ich sei Musikerin, dachte mir: Na ja, ich rappe ja nur. Mittlerweile ist Musik aber auch schon ein guter Freund.

Wer ist die "Klangkantine" und woher kommt sie?

Die Band hat der Gitarrist Ralph Mothwurf zusammengestellt, nachdem wir uns im Frühjahr getroffen haben. Ralph ist der Musical Director des Projekts, er hat die Musik arrangiert. Tobias Vedovelli spielt Bass und hat auch komponiert, Markus Pechmann spielt Trompete, Leo Skorupa Altsaxofon, Andreas Lindenbauer Tenorsaxofon, Florian Spies Posaune und Reinhard Hörschläger Drum Set. Auch DJ Bacchus (Johannes Hager) ist bei diesem Projekt wieder dabei.

Welche Unterschiede zu bisherigen Yasmo-Projekten ergeben sich durch die Zusammenarbeit mit der "Klangkantine"?

Es ist sehr viel jazziger, was ich toll finde, weil ich Jazz sehr gern mag. Die Lyrics sind eindeutig gerappt, aber stimmlich ist es wohl melodischer. Das habe ich auch gemerkt, als ich mit dem Kollektiv S.K. Invitational am Popfest gespielt habe: Bei digitalen Beats hört man währenddessen kaum auf die einzelnen Spuren. Wenn da aber Menschen stehen, die all diese Spuren live einspielen, hört man alles und es passiert automatisch, dass die Stimme auch zum Instrument werden möchte. Das macht den Sound auch wärmer und souliger. Der Kern des Abends im RadioKulturhaus ist die Präsentation der Single, dazu gibt's ein mit der Formation neu arrangiertes Best-of an Yasmo-Stücken. Es wird wirklich toll!

Gibt es Dichter/innen im traditionellen Sinn, die dich inspirier(t)en?

Das ist ein bisschen peinlich, aber ja: Friedrich Schiller. Schiller ist mit ein Grund, warum ich angefangen habe zu schreiben – oder warum Schreiben mir näher war als Musik zu machen. Mit 14 habe ich mir von Schiller alles reingezogen, was ich finden konnte, alle Zeitdokumente – wirklich alles. Er war so cool, er war wie wir! Würde Schiller jetzt leben, wäre er Rapper und Slammer, da bin ich sicher. Schiller ist immer noch mein Liebling. "Ich fühle eine Armee in meiner Faust – Tod oder Freiheit!" Ich habe das Ende von Schillers Gedicht "An die Freunde" (wo zum ersten Mal das geflügelte Wort "die Bretter, die die Welt bedeuten" vorkommt) auf meinem letzten Album als Liebessong verrappt: "Schiller hat schon die Wahrheit gesagt, als er beschrieb: 'Alles wiederholt sich nur im Leben / Ewig jung ist nur die Phantasie / Was sich nie und nirgends hat ergeben / Das allein veraltet nie!'"

Service

Yasmo & Die Klangkantine
Mittwoch, 14. Jänner 2015
20:00 Uhr
Großer Sendesaal

Hörtipp
Yasmo zu Gast bei Tribe Vibes

Yasmo