Federspiel und Anna Clare Hauf

Neuarrangement der legendären Krenek-Oper "Jonny spielt auf" durch und mit dem Bläserseptett Federspiel und der Mezzosopranistin Anna Clare Hauf. Konzertante Aufführung. Blasmusik für Opernliebhaber/innen und Opern-Zugänge für Blasmusik-Begeisterte.

Federspiel & Anna Clare Hauf

Federspiel & Anna Clare Hauf

(c) Julia Wesely

Das renommierte Ensemble Federspiel wählte Ernst Kreneks grandioses Werk als Ausgangspunkt einer musikalischen Reise, die um die zeitlosen Themen Liebe, Alt und Neu, Heimat und Identität kreist. Dabei traten spätromantisch-lyrische Klänge mit ausgelassenen Passagen in Dialog – Eingängiges und Modernes, Volkstümliches und Fortschrittliches verschmolzen zu einer gelungenen Einheit. Stücke von Friedrich Hollaender und anderen Zeitgenossen Kreneks rundeten das Programm ab, dessen Klangwelten die sieben Musiker zusammen mit dem russischen Videokünstler Patrick K.H. und der Mezzosopranistin Anna Clare Hauf für das 21. Jahrhundert erarbeitet haben.

1927: Das Neue Theater zu Leipzig feiert die Uraufführung der Oper "Jonny spielt auf" des erst 26-jährigen Ernst Krenek. Wenig später wird das Werk erstmals an der Wiener Staatsoper gespielt. Rasant stürmt "Jonny" die Bühnen Europas, der Hype zieht neben einer eigens kreierten Zigarettenmarke auch unzählige Arrangements einzelner Highlights nach sich.

Diese Oper ist eine noch nie dagewesene Mischung aus Lyrik und Revue, aus Gangsterkomödie und Liebesdrama: Anita, eine verführerische Sängerin, und Max, ein feinsinniger, naturverbundener und latent suizidaler Komponist, sind das zentrale Paar. Der blasierte Stargeiger Daniello, auf dessen kostbare Amati-Geige es der lebensfrohe Jazzgeiger Jonny abgesehen hat, verbringt eine Liebesnacht mit Anita. Gekränkt über deren Zurückweisung am nächsten Morgen arrangiert Daniello, dass Max von Anitas Seitensprung erfährt. Über verschlungene Wege finden Anita und Max wieder zusammen – und es gelingt Jonny, Daniellos Instrument zu stehlen und schließlich die Musik aus der Neuen Welt für alle erklingen zu lassen.

Das Einbeziehen von zeitgenössischer Unterhaltungsmusik verblüffte Kritik und Publikum ebenso wie die Requisiten Eisenbahn, Auto, Telefon und Radio. Der schwarze Hauptdarsteller und die positive Besetzung von Jazz, der Musik der verhassten (Afro-)Amerikaner, waren für die Nationalsozialisten der Grund, die "Jazzoper" als "entartet" zu diffamieren und 1933 zu verbieten.

Krenek selbst sah den Kern seines Werks als Künstlerdrama, als Opposition von Alt und Neu in der Kunst. Den Einsatz der erwähnten Requisiten sah er nicht als revolutionär oder zukunftsweisend, sondern als Ausdruck der Gegenwart. "Jonny" war ihm ein "Stück ohne doppelten Boden", das sich nicht großer historischer Requisiten bediente, um indirekt auf Aktuelles hinzuweisen, sondern in dem das Gezeigte gerade durch seine Alltäglichkeit Ausdruck besitzt. Bezeichnenderweise war 1927 auch das Jahr, in dem mit "The Jazz Singer" der erste abendfüllende Tonfilm gezeigt wurde: Wie im Tonfilm die ausladenden Gesten der Darsteller/innen kleiner wurden, weil die Stimme authentischeren Ausdruck möglich machte, so wich durch Kreneks Konzept des "Naiven Realismus" die Geste zu Gunsten einer neuen Authentizität.

2013: Das Ernst-Krenek-Institut beauftragt das siebenköpfige Bläserensemble Federspiel, ein Programm zu "Jonny spielt auf" zu gestalten. Eingangs als akademisch-einführendes Projekt angelegt, entstand durch Erweiterungen und Umbauten ein unterhaltsames wie anspruchsvolles Programm, das Hintergrunde beleuchtet und neue Lust auf ein berühmtes Werk macht.

Sämtliche Gesangsparts wurden dabei von der Mezzosopranistin Anna Clare Hauf übernommen. Hauf, geboren in London und aufgewachsen in Wien, studierte Gesang mit Schwerpunkt auf Liedgesang. Mit besonderer Vorliebe widmet sie sich der zeitgenössischen Musik, so entstanden u.a. Zusammenarbeiten mit der Neuen Oper Wien und der Wiener Kammeroper. Sie konzertierte mit dem Klangforum Wien, dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, der Camerata Salzburg und der Wiener Akademie, übernahm Gesangsparts beim Vienna Art Orchestra und war an Produktionen im Rahmen von WIEN MODERN wie der Sitcom-Oper "Das Leben am Rande der Milchstraße" beteiligt.

Abgesehen von Neuarrangements ausgewählter Passagen aus der Krenek-Oper bot das Ensemble beispielsweise eine Bearbeitung des Friedrich-Hollaender-Hits "Jonny, wenn du Geburtstag hast", der dem Protagonisten zu seinem Namen verholfen hat. Die beginnende technische Reproduzierbarkeit des Kunstwerks (Walter Benjamin), die Kreneks Zeit bestimmte und die auch im "Jonny" Niederschlag findet, wurde in Projektionen des Videokünstlers Patrick K.H. aufgenommen: Plakate, Flyer und Illustrationen aus Kreneks Zeit oder auch Gemälde von Schiele, Klimt und Moser wurden dekonstruiert, animiert und fanden auf neue Art zusammen.

Service

Federspiel und Anna Clare Hauf
Freitag, 20. Februar 2015
19:30 Uhr
Großer Sendesaal

Anna Clare Hauf
Federspiel