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Sprache.Macht.Politik. – wie politisches Framing unsere Demokratie beeinflusst. Johannes Kaup im Gespräch mit Elisabeth Wehling und Franz Fischler

Elisabeth Wehling

Elisabeth Wehling

(c) privat

Ein Flüchtlings-Tsunami rollt auf uns zu! Flucht vor der Steuerlawine in die rettende Steueroase! Die Faulen liegen in der sozialen Hängematte! Die EU ist eine Bürokratenhochburg mit regelungswütigen Beamten! Wir führen Krieg gegen den Terror! – Die Sprache ist der Dreh- und Angelpunkt des politischen Denkens und Handelns.

Worte und Sprachbilder aktivieren in unserem Gehirn gedankliche "Frames" (Deutungsrahmen), die wir durch unsere individuelle Welterfahrung abgespeichert haben. Diese verleihen den Fakten Sinn und prägen die Wirklichkeitswahrnehmung. Meinungsbildung passiert oft unbewusst und ist starker von Emotionen gesteuert als von rationalen Überlegungen, zu sehen an den politischen Diskursen einer Gesellschaft – ob nun am Stammtisch oder im Parlament. Man kann mit Daten und Fakten weniger überzeugen, als man bislang angenommen hat.

Umso wichtiger wird es, auf die Sprache zu achten und auf die Bilder und Deutungen, die damit verbunden werden. Denn: Man kann beispielsweise eine offene Gesellschaft, einen Sozialstaat oder die Europäische Union gedanklich und diskursiv abbauen und zerstören oder sie starken und retten. Entscheidend wird es sein, eine Sprache zu finden, die mit der jeweiligen Wertehaltung im Einklang steht. "Unsere Demokratie hinkt der kognitiv-neuronalen Aufklärung hinterher", sagt Elisabeth Wehling. Unsere multiplen Krisen zeigen, dass es hier dringend eines aufklärerischen "Updates" bedarf.

Franz Fischler

Franz Fischler

(c) Peter Mayr

Elisabeth Wehling lehrt kognitive Linguistik an der University of California, Berkeley. Seit 2013 leitet sie Forschungsprojekte zu politischer Ideologie, öffentlichen Diskursen und unbewusster Meinungsbildung. Sie arbeitet mit den Methoden der Neuro- und Verhaltensforschung sowie der Kognitionslinguistischen Diskursanalyse. Brandneu im Gepäck hat Elisabeth Wehling ihr Buch, das in Wien Europapremiere feiert: "Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht".

Franz Fischler, Präsident des Europäischen Forums Alpbach, war von 1995 bis 2004 Agrarkommissar in der Europäischen Kommission Brüssel. Davor war er Österreichischer Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und spielte eine wichtige Rolle bei den erfolgreichen Beitrittsverhandlungen Österreichs zur Europäischen Union. Nach seiner Tätigkeit als EU-Kommissar war Franz Fischler u.a. Vorsitzender der "Global Marshall Plan Initiative", des Ökosozialen Forums sowie der RISE Foundation.

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Europäischen Forum Alpbach.

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Dienstag, 23. Februar 2016
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