Live@RKH: Voodoo Jürgens

Voodoo Jürgens hat das RadioKulturhaus im Rahmen von Live@RKH beehrt.

Voodoo Jürgens

Voodoo Jürgens

(c) Wolfgang Bohusch

Voodoo Jürgens? Der Name ist von offensiver Zweifelhaftigkeit. Wiewohl: in Wien geistert mittlerweile auch ein (HipHop-) Künstler namens Jugo Ürdens herum. Aber die Nachfolge des allseits beliebten Entertainers Udo Jürgens tritt wohl eher David Öllerer an. Alias Voodoo Jürgens. Mittlerweile wird der 32jährige gebürtige Tullner als „Popfigur der Stunde“ („Falter“), „Star des neuen Austropop“ („The Gap“), „Meilenstein“ („profil“), „Lichtgestalt“ (Bayerischer Rundfunk) oder gar als designierter Nachfolger von wahlweise Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Ostbahn-Kurti oder Der Nino aus Wien gehandelt.

Ein substanzbehafteter Hype, der Öllerer mit seiner langjährigen Garagenrock-Band Die Eternias verwehrt blieb. Was ihn dazu brachte, in die Rolle eines bodenständigen Gossenpoeten und Liedermachers zu schlüpfen, der den Leuten auf den Mund schaut. Und daraus Songs strickt. Und ungeniert Dialekt singt. „Vielleicht hat das mit Melancholie zu tun“, meint der Sänger. „Weil es am Aussterben ist.“ Wenn man sich aber gerade so umhört in der Szene, scheint das Gegenteil der Fall zu sein – der Erfolg von regionalen Größen wie Ernst Molden, Wanda, Worried Man & Worried Boy, Der Nino aus Wien und vielen mehr hat auch mit einem neuen Selbstbewußtsein abseits internationaler Vermarktungsstrategien zu tun. „Hier lässt einer das latent Ungute im Wienerischen hervorkommen“, analysiert FM4-Kritiker Robert Rotifer, „selbst wenn das bedeutet, dass er dann und wann im Randy Newman’schen Sinn durch die unkommentierte Perspektive des Bösen das Publikum herausfordert.“

Das Debutalbum von Voodoo Jürgens mit dem Titel „Ansa Woar“ ist im September erschienen. Von manchen wurde es umgehend zum österreichischen Tonträger-Ereignis des Jahres gekürt. Etwa „Planet.tt“: „So gut, so nachvollziehbar, so unterhaltend, so cool, witzig und, ja man muss sagen: echt, dass einem die Kinnlade offen stehen bleibt. Wenn das nicht ganz groß wird, fress’ ich einen Besen!“ Ob die brachiale Poetik auch Chancen jenseits des Rhein-Main-Donaukanals hat, wird sich weisen. Im Radiokulturhaus präsentierte sich Voodoo Jürgens jedenfalls ohne Band als auf eine Gitarre, ein Hirn und einen Mund reduzierter revolutionärer Strizzi. Mit Mut und Stolz. Berechtigterweise.

Text: Walter Gröbchen

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit Der Standard, thegap, FM4 und Ö1.

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Live@RKH: Voodoo Jürgens
Donnerstag 15. Dezember 2016
20:00 Uhr
Großer Sendesaal