Trio Lepschi

Mit seiner genialen schräg-wienerischen Musikperformance kommt das Trio Lepschi erstmals in den Großen Sendesaal und wird dabei seiner Leidenschaft – den Schüttelreimen
– frönen.

Trio Lepschi

Trio Lepschi

(c) Julia Maetzl

Keiner dieser drei kann alles, aber alle können eines: aus Musik und Texten einen raffinierten Cocktail komponieren, der gleichermaßen rührt und schüttelt. Weil der Ernst nämlich daheim bleibt, während die Marie sich einen Karl macht: Sie geht auf Lepschi.

Das Trio Lepschi erfindet Reime, die es eigentlich nicht geben kann, und paart sie mit fordernder und elegant komponierter Musik, die von Jazz, Klezmer oder auch Volksmusik inspiriert ist. Nach fast sieben Jahren seines Bestehens präsentiert sich das Trio mit neuem, regelrecht unver- brauchtem Gesicht: Nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden des Haudegens der ersten Stunde, Tomas Slupetzky, tritt der junge Michael Kunz (Gesang, Gitarre, Nasenflöte) mit den zwei alten Lepschis Martin Zrost (Komposition, Arrangement, Gesang, Gitarre, Klarinetten) und Stefan Slupetzky (Texte, Gesang, Säge) in die Wienerliedarena.

Vom Herrn Kunz heißt es, er habe die Kunst der Thanatopraxie erlernt und übe sie erfolgreich bei den städtischen Verkehrsbetrieben aus. Der Kunz hat nicht nur eine saubere Stimme, sondern auch zehn äußerst flinke Finger, die mit großer Grazie über die Gitarrenbünde tanzen. Behauptet wird allerdings auch, dass er Tierpfleger in Schönbrunn bzw. Kindergärtner in einem Möbelhaus sei. Die einen sagen so, die anderen so. Gitarre spielt er jedenfalls wie der Leibhaftige. Ein Kleeblatt, altersschwach und infantil genug, um den Witz und den Rotz, die Derbheit, die Sanftheit und Melancholie dreier Leben in Wien zu besingen. Obacht! Frischer Wind bringt neue Besen, wie man sagt. Und deshalb wird das Trio künftig mit so manchem nie gehörten Gustostückerl auf Lepschi gehen.

2015 haben sie ihr Album "In Himmö" präsentiert und erklären darin u.a., warum eine "Spunzel" auch eine "Brimlitz" ist. "Es geht etwa um das Verquere im Leben ("Schteckt da Wuam"), um den unerfüllten Wunsch nach zwei Meter langen Beinen ("Zwaa-Meta-Marsch"), um die Wegwerfgesellschaft ("Mistwoiza") und um den "Himmö". Im Him-
mel, davon sind die Herren des Trio Lepschi überzeugt, herrscht eine gnadenlose Toleranz. Über den Wolken ist sogar das Rauchen noch erlaubt, und angesichts dieser empörend liederlichen, jeder Zucht und Norm spottenden Weltunordnung hält so mancher Schutzengel der Fleischlichkeit den Himmel für die Hölle – respektive umgekehrt. Kein Wunder also, dass im Himmel auch die hehre Tradition des Wienerlieds nicht mehr als Schall und Rauch ist. Wienerlied darf sich hier alles nennen, was man auch nur ansatzweise als Musik bezeichnen kann.


Ob das satanische Klezmer-Verse sind (deren Bedeutung sich erst offenbart, sobald man sie von hinten hört) oder die Bossa-Nova-Klagen eines schüchternen Voyeurs mit einem veritablen Sprachfehler. Ob das ein dadaistisches, in Avantgardeklänge gewobenes Gedicht ist oder auch Claude Debussys "Clair de Lune" im winterlichen Wurstelprater – wurscht. Das eine wie das andere: alles Wienerlied. Seinen Feinsinn fürs Experimentelle und Noch-nie-Dagewesene hat Stefan Slupetzky in das fulminante Gedicht "Die Spunzel" verpackt. Auf dem Album ist es mit Musik zu hören, bei Auftritten wird diese Ode an die jüdischen Wiener Kabarettisten von Martin Zrost und Michael Kunz in zwei Gebärdenspra- chen übersetzt. Aber nicht etwa Deutsch und Englisch, sondern Espe- ranto und Volapük. "Die Spunzel" geht zum Beispiel so: "A Spunzel is a Brimlitz mit breiteren Lamellen / man kann die Spunzel also nicht nur legen, sondern stellen".

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit der "Wiener Zeitung".

Service

Trio Lepschi
Freitag, 19. Jänner 2018
19:30 Uhr
Großer Sendesaal
Eintritt: EUR 24,–
Ermäßigungen: ORF RadioKulturhaus-Karte 50%, Ö1 Club 10%

Trio Lepschi

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