Im Zeit-Raum: ARBEIT und ANGST

Johannes Kaup im Gespräch mit Rainer Gross und Martin Schenk zum Thema ARBEIT und ANGST von individuellen Resilienzstrategien zum sozialen Zusammenhalt.

Rainer Gross und Martin Schenk

Rainer Gross und Martin Schenk

(c) Thomas Schöbinger und (c) Nadja Meister

Uns werden heute der rational-autonome "Homo oeconomicus" und die flexibel belastbare "Ich-AG" als Erfolgsmodelle vorgestellt. Diese bräuchten angeblich niemanden außer sich selbst und dürften eigentlich auch keine Angst haben, weil dies als Zeichen der Schwäche und der Abhängigkeit gilt. Im Zentrum der neuen "laborisierten Welt" steht der ökonomische Imperativ der Beschleunigung. Dieser bestimmt die Technik, aber auch den sozialen Wandel, unser Lebenstempo in Beruf, Familie, Konsum und Freizeit. Dies belastet viele Menschen, die die dahinterliegende Angst – so gut es geht – meist verdrängen. Parallel dazu verbreiten sich in unserer Arbeitswelt Phänomene wie Depression und Burn-out. Viele halten an immer größer werdenden Leistungsvorgaben und kaum erträglichen Arbeitsbedingungen fest, bis sie physisch oder psychisch nicht mehr können oder sogar suizidal werden. Sie haben Angst davor, mit ihrer Arbeit auch die Kontrolle und die Autonomie zu verlieren und letztlich sozial abzusteigen. Sie existieren nur mehr als ein "erschöpftes Selbst".

Johannes Kaup spricht mit Rainer Gross und Martin Schenk über Arbeit, Ängste und Erfolgszwang, über individuelle Resilienzstrate-gien, aber auch über die soziale und aktuell politische Dimension dieses Themenkomplexes: Warum werden Grundrechte auf soziale Absicherung in Frage gestellt, Neiddebatten entfacht und der soziale Abstieg bis weit in die Mittelschichten einfach in Kauf genommen? Dr. Rainer Gross, Arzt, Psychiater, Psychotherapeut und Psychoana-lytiker, arbeitet seit 35 Jahren in der Akutpsychiatrie, bis Ende 2015 war er Primarius der sozialpsychiatrischen Abteilung am Landesklinikum Hollabrunn. Parallel dazu arbeitet er als Psychotherapeut und Supervisor in freier Praxis in Wien. Seine bekannteste Publikation ist "Angst bei der Arbeit – Angst um die Arbeit". Mag. Martin Schenk ist Psychologe und Sozialexperte, der stv. Direktor der Diakonie Österreich hat die "Armutskonferenz" mitbegründet. Er hat langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Wohnungslosen, der Begleitung von Jugendlichen und in der Gesundheitsförderung. Schenk ist Koautor u.a. von "Es reicht! Für alle! Wege aus der Armut", "Wert und Würde: Ein Zwischenruf" oder auch "Genug gejammert. Warum wir gerade jetzt ein starkes, soziales Netz brauchen".

Service

Im Zeit-Raum: ARBEIT und ANGST
Mittwoch, 14. März 2018
18:30 Uhr
Studio 3
Eintritt: EUR 17,–
Ermäßigungen: ORF RadioKulturhaus-Karte 50%, Ö1 Club 10%