Im Klartext

Bei den Schulreformen geht nichts weiter. Bund und Länder ringen um die Lehrerzuständigkeit. SPÖ und ÖVP streiten über Finanzierung, Gesamtschule und neues Lehrer-Dienstrecht. Wie sieht die beste Schule für unsere Kinder aus?

Dass die Bundesländer in Österreich viel Macht besitzen und diese auch behalten wollen, zeigt sich zurzeit vor allem beim Thema Bildung. Der Vorschlag von Unterrichtsministerin Claudia Schmied, die Zuständigkeit für alle Lehrer dem Bund zu übertragen, sorgte für große Aufregung, vor allem bei den ÖVP Landeshauptleuten. So kommentierte etwa der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll diesen bildungspolitischen Vorstoß der SPÖ Ministerin als "herzig". Lehrerzuständigkeit sei Landessache, insistiert Pröll und wird dabei von den VP- Landeschefs und von seinem Neffen Josef Pröll, seines Zeichens Finanzminister und Vizekanzler, unterstützt. Für Schmied eine reine Machtdemonstration der ÖVP-dominierten Länder, ausgetragen auf dem Rücken der Betroffenen: der Schüler, Eltern und Lehrer.

Eine aufgeblähte Schulverwaltung, unzufriedene und überforderte Lehrer, schlechte Ergebnisse bei den PISA Studien und unklare Kompetenzverteilung - eine umfassende Bildungsreform scheint unausweichlich. Doch die zaghaften Versuche der SPÖ, das Schulwesen zu verändern, werden von Seiten der Volkspartei zumeist schon im Keim erstickt. Blockiert wird beispielsweise die Idee einer Gesamtschule, die in Wien bereits bald Realität werden soll. Die rot-grüne Stadtregierung will Hauptschule und Unterstufen der AHS zur sogenannten Neuen Mittelschule vereinen, die es vorerst bundesweit nur als Schulversuch gibt.

Doch nicht nur die Gesamtschulidee sorgt für Kontroversen zwischen den Regierungspartnern, auch am Thema Lehrerdienstrecht scheiden sich die Geister. Eine einheitliche Ausbildung für alle Lehrer und eine leistungsorientierte und bessere Entlohnung für neu eintretende Lehrerinnen und Lehrer sollen den Beruf attraktiver und qualitativ hochwertiger machen, so lautet zumindest der Plan der Unterrichtsministerin. Ein Plan, den sie wohl auch in diesem Fall nicht ohne Unterstützung der ÖVP wird umsetzen können.

Einen neuerlichen Anstoß zur Reformierung des Schulsystems wird möglicherweise die Veröffentlichung der neuen PISA Studie im Dezember geben, die schwarz auf weiß aufzeigen wird, wie die österreichischen Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich im Rechnen, Lesen und Schreiben, abschneiden.

Text: Klaus Webhofer

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