Im Zeit-Raum: Josef Hader & Alfred Dorfer

Die Veranstaltung ist ausverkauft, wird aber im Video-Livestream ab 18:30 Uhr auf der RadioKulturhaus-Website gezeigt.

"Alternative Fakten – Glanz und Elend der Satire auf der Bühne und in der Politik". Johannes Kaup spricht mit Josef Hader und Alfred Dorfer über die Rolle, Wirkungsweise und Zukunft der Satire.
1919, in einer politisch unruhigen Zeit, in der Satiriker und Kabarettisten wegen ihrer Aussagen staatliche Verfolgung und Repressalien zu befürchten hatten, schrieb Kurt Tucholsky in einem berühmten Aufsatz: "Was darf Satire? Alles!" – 100 Jahre später ist zumindest in Europa die politisch-gesellschaftliche Situation eine völlig andere. Der Spielraum für öffentlich geäußerte humorvolle Kritik ist so groß wie noch nie und in der Regel werden Satiriker auch im Falle von Anklagen vom Rechtstaat im Namen der künstlerischen Meinungsfreiheit geschützt. Es sind heute allenfalls gewaltbereite islamistische Extremisten, die sich an der Satire noch so stoßen, dass sie wie im Fall "Charlie Hebdo" auch vor einem Mord an den Urhebern des mitunter beißend-zynischen Spotts nicht zurückschrecken.

Als der deutsche Kabarettist Jan Böhmermann mit einem weit unter der Gürtellinie angesiedelten "Schmähgedicht" den türkischen Präsidenten Recep
Tayyip Erdogan beleidigte, klagte der so Geschmähte vor Gericht und die Sache wurde wider Erwarten aufgrund von diplomatischen Verwicklungen zu einer Staatsaffäre aufgebauscht. Eines zumindest hat die Affäre Böhmermann gebracht: Man diskutierte fortan heftig über den Sinn und die Grenzen der Satire. Darf Satire wirklich alles? Sollte Satire nicht auch gewisse Niveaugrenzen beachten? Und welche Verantwortung haben Satiriker im Allgemeinen?

Josef hader und Alfred Dorfer

Josef hader und Alfred Dorfer

APA/GEORG HOCHMUTH

Sieht man von autoritär regierten Systemen wie aktuell beispielsweise der Türkei ab, dann ist die Satire heute allerdings von einer ganz anderen Seite herausgefordert. Die Satire auf der Bühne scheint längst von der politischen Realsatire – Stichwort "Alternative Fakten" – eingeholt
zu werden. Wenn man beispielsweise die durchaus unterhaltsamen medialen Auftritte von Donald Trump verfolgt, so weiß man oft nicht, ob man darüber lachen, weinen oder wütend sein soll. Wäre der schillernde Immobilien-Mogul nicht Präsident der Vereinigten Staaten, der unverhohlen mit dem Einsatz des größten Nuklearwaffen-Arsenals droht, könnte man seine Tweets durchaus als originelle politische Beiträge zur Kultur der Satire lesen. Was kann, was soll und was darf Satire in einer Zeit, in der Realsatiriker wie Donald Trump der professionellen Konkurrenz den Rang abzulaufen scheinen? Beide operieren ja, wenn auch mit ganz unterschiedlichen Intentionen, mit dem Genre der "Alternativen Fakten".

Welche Rolle hat der satirische Humor heute noch, wenn er versucht, gesellschaftliche Missstände, hohle Machtansprüche und die Manipulation der öffentlichen Meinung zu entlarven? Wann ist Satire nur Ventil und dient eigentlich der Bestätigung des Status quo? Wem dient die Satire? Und: Wohin könnte sie sich heute weiterentwickeln? Diese Fragen diskutiere ich mit zwei unbestrittenen Größen der heimischen Satire-Szene: Josef Hader und Alfred Dorfer. Am Beginn der kabarettistischen Biografie der beiden Ausnahmebühnenkünstler stand das tragikomische Theaterstück "Indien", das eine spezifisch österreichische Mischung aus "Lachen und Runterschlucken" darstellt. Das Stück wurde mit dem Österreichischen Kleinkunstpreis ausgezeichnet und 1993 von Paul Harather erfolgreich verfilmt.

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit "Die Presse".

Service

Im Zeit-Raum: Josef Hader & Alfred Dorfer
Montag, 18. Dezember
18:30 Uhr
Großer Sendesaal
Eintritt: EUR 17,–
Ermäßigungen: ORF RadioKulturhaus-Karte 50%, Ö1 Club 10%

Josef Hader
Alfred Dorfer

Video-Livestream