Porträt von Martin Haidinger.

Martin Haidinger © Ursula Hummel-Berger

Süß-saures Wien

Lachen’s nur, wenn Ihnen leichter ist: Die Wiener Seele ist "ein eigen Ding". Ob sie lacht oder weint – immer rennt der Schmäh!

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts hat sich der österreichische Volkshumor urtümlich verfestigt und ist zum zentralen Wesensmerkmal der eigenen Identität geworden.

Wenn Rudolf Stürzer die Stimmungslage des echten Wieners in den verschiedenen Stadien des alkoholischen "Schwüls" beschreibt und wir mit Josef Modl tief in die Vielstimmigkeit des Wiener Praters um 1900 eintauchen, wenn wütende oder begeisterte Mengen auf der Suche nach einer "Hetz" sind – immer ist jene Doppelbödigkeit dabei, die sich in H.C. Artmanns Gebot, ein Huhn abzustechen, genauso äußert wie in den kurzen und kantigen Versen der Wiener Lyrik von anno Schnee.