Kreisky

Kreisky © Ingo Pertramer

ABSAGE - Live@RKH: Kreisky

Die Veranstaltung findet zu einem späteren Zeitpunkt statt. Bei "Live@RKH" präsentieren Kreisky ihr neues Album "Atlantis".

Es gibt kein nennenswertes Meer auf Kreiskys neuem Album, keine Ruinen, keinen versunkenen Inselstaat und keinen Indiana Jones, der danach taucht.

Und doch ist der Titel "Atlantis" ein guter Schlüssel, um diesen acht neuen Stücken auf den Grund zu gehen.

Denn Kreisky sind hier auf der Suche nach Mystischem und Verschollenem, nach Überresten der eigenen Jugend, nach zu Tode justierten Idealen, nach unwiderruflich Verlorenem.Menschen brechen in diesen Liedern, Menschen werden gebrochen, Menschen isolieren sich, um nicht gebrochen zu werden, oder aber – und das ist in seinem offen zur Schau gestellten Optimismus ein deutliches Novum für die "Großmeister des Grant" – sie lassen sich nicht brechen.

"Wenn einer sagt, was du da machst, ist der letzte Dreck – sag: Es ist mein Dreck!" heißt es im mitreißenden Schlussstück "Wenn einer sagt".Musikalisch zeigen sich Kreisky auf der Höhe ihrer Kunst. Wer "Atlantis" von vorne nach hinten durchhört, ohne Skippen und nebenbei WhatsAppen, wird mit der ausgefeiltesten und beziehungsreichsten Platte einer absolut singulären Band belohnt.

Vom soundtrackhaft impressionistischen Titel-Opener über die narrative Breite des Coming-of-Age-Epos "Lonely Planet" zur fiesen Vorab-Single "ADHS" im überraschenden Früh-Neunziger-Sound begegnen wir hier keinen in die Länge gezogenen Slogan-Jingles, sondern penibel ausgefeilten Short Stories in Text, Sound und Arrangement. Das zeigt sich beispielhaft in "Kilometerweit Weizen", einem weiteren kleinen Wunder, wie es nur Kreisky zustande bringen. Eine Gitarre, die wie ein an Burn-out laborierendes Altsaxofon klingt, trifft da auf eine leicht schiefe Geschichte arroganter Adoleszenz, die auf einen nah am Schlager gebauten Refrain zusteuert, der aber kurz vorm Schunkeln implodiert und ins Bedrohliche schlägt. Ein Stück Traumlogik, das exemplarisch zeigt, wie nah sich das Böse und das Blöde, das Kluge und das Banale bei Kreisky (wie im Leben!) stets sind.

Die Wiener Stadtzeitung "Falter" hat über das vorletzte Kreisky-Album "Blick auf die Alpen" (2014) geschrieben, dass es das "bisherige Meisterwerk" der Band sei, über das letzte, "Blitz" (2018), es sei ihr "bisheriges Meisterwerk". Wir schlagen vor, diese schöne Tradition beizubehalten.

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit The Gap, FM4 und Ö1.

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