Porträt von Reinhard Haller

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Im Zeit-Raum: Der Hass und das Böse

Johannes Kaup im Gespräch mit dem Psychiater Reinhard Haller

Es ist eine dunkle Leidenschaft und das wohl kälteste und bösartigste aller Gefühle: der Hass. Der Hass ist mehr als Antipathie und Abneigung. Er ist die destruktivste Form der Verachtung, die letztlich auf Zerstörung des anderen gerichtet ist. Hass in seiner Extremform sehen wir gerade im Angriffskrieg auf die Ukraine oder aber auch in zahlreichen Verbrechen in unserer Gesellschaft. In zwischenmenschlichen Beziehungen äußert sich dieses intensive Empfinden von Feindseligkeit und Aggressivität in verbalen Attacken, in toxischem Schweigen, in Diskriminierung, Mobbing und Hasssprache ("hate speech") in sozialen Netzwerken. Der Hass kann zum Motiv für familiäre Gewalt werden, für Sadismus, Vergewaltigung, Mord, Amoklauf und Gräueltaten.

Der Hass ist eine Manifestation des Bösen. Seine mitbedingenden Ursachen sind vielfältig: Kindheitstraumata, soziale Tragödien, falsche Freundschaften, Alkohol, Drogen, vor allem aber Kränkungen. Doch wie werden aus bösen Gedanken böse Taten? Der bekannte Vorarlberger Gerichtspsychiater Reinhard Haller hat sich in seinem neuen Buch "Die dunkle Leidenschaft" auf die Suche nach den Wurzeln des Bösen begeben. Sexualmörder und Serienkiller, Terroristen, Räuber und Kinderschänder, alte NS-Verbrecher und junge Amokläufer – ihnen allen saß er im Gefängnis gegenüber und ließ sich von ihnen erzählen, wie es zu ihren Taten kam, welche Motive und Gefühlszustände sie dabei antrieben und wie sie heute ihre Verbrechen sehen.

In Kooperation mit der Tageszeitung "Die Presse".