Portraits von Marc Elsberg und Herbert Saurugg

Marc Elsberg (c) Lukas Ilgner, Herbert Saurugg (c) Businessfoto.wien

Im Zeit-Raum: Blackout – die unterschätzte Gefahr

Johannes Kaup im Gespräch mit Bestseller-Autor Marc Elsberg und Blackout- und Krisenvorsorgeexperte Herbert Saurugg

Unser modernes Leben ist fundamental von einer sicheren Stromversorgung abhängig. Kurzfristige Stromausfälle in einer Ortschaft oder einem Bezirk können heute relativ rasch wieder behoben werden. Nicht so, wenn es zu einem Blackout kommt, wenn also das gesamte überregionale Übertragungsnetz zusammenbricht. Die Auswirkungen können große Regionen, den ganzen Staat oder sogar mehrere Staaten betreffen. Wenn dies passiert, funktionieren weder Telefon, Handy noch das Internet. Die Produktionsketten, die Logistik und die Treibstoffversorgung stehen still. In den Haushalten fließt kein Wasser mehr und das Abwasser wird nicht entsorgt. Einkaufen ist nicht mehr möglich und aus stillstehenden Aufzügen müssen tausende Menschen gerettet werden. Ein utopisches Horror-Szenario? – Utopisch: nein, Horror: ja, umso mehr, wenn dies länger dauert. Studien zeigen, dass ein einwöchiger Stromausfall dazu führt, dass sich nur mehr ein Drittel der Bevölkerung selbst versorgen kann. Bislang hat ein europäisches Verbundsystem, das nur im Gesamten sicher funktioniert, eine hohe Versorgungssicherheit gewährleistet. Ausgelegt war dies ursprünglich für einfach berechenbare und steuerbare Großkraftwerke, die für die Stabilität des Stromnetzes sorgten. Doch seitdem haben sich viele Rahmenbedingungen wie beispielsweise die Stromerzeugungsquellen geändert.
In den letzten Monaten ist deutlich geworden, wie verletzlich unsere vernetzte Gesellschaft auf diesem Gebiet geworden ist. Technisches oder menschliches Versagen, Unfälle, Notabschaltungen und Cyber-Angriffe auf die Steuerung von Netzinfrastruktur sind nur einige der Gründe, weshalb sich die Gefahr eines Blackouts erheblich vergrößert hat. Ein Blackout hat das Potenzial, unser Leben chaotisch zu destabilisieren. Unsere Gesellschaft ist bislang auf solche Szenarien nicht vorbereitet.

Wir müssen darüber reden; nicht um Angst zu verbreiten, sondern um durch Wissensaufbau und Befähigung dafür gewappnet zu sein. Unsere Zivilgesellschaft braucht verlässliches Know-how über die realistischen Szenarien eines Blackouts. Sie sollte wissen, wie man für solche Situationen persönlich vorsorgt. Und: Sie sollte sich Gedanken darüber machen, wie der soziale Zusammenhalt im Kleinen wie im Großen organisiert werden kann, weil man sich dann nicht mehr allein auf staatliche Einsatzorganisationen verlassen wird können.

Marc Elsberg, Bestseller-Autor, erlangte mit dem Wissenschaftsthriller "Blackout – Morgen ist es zu spät" internationale Bekanntheit. Darin schildert er das Szenario eines flächendeckenden Zusammenbruchs der Stromversorgung und dessen Folgen. Das Buch wurde 1.8 Millionen Mal verkauft, in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle als Serie verfilmt. 2012 erhielt es die Auszeichnung "Wissensbuch des Jahres" in der Kategorie Unterhaltung.

Herbert Saurugg, internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, Berufsoffizier des Österreichischen Bundesheeres, war bis 2012 im Bereich IKT-/Cyber-Sicherheit tätig. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den lebenswichtigen (kritischen) Infrastrukturen sowie auf den Abhängigkeiten von diesen. Er unterstützt Gemeinden, Unternehmen und sonstige Organisationen bei der Blackout-Vorsorge.

In Kooperation mit der Tageszeitung "Die Presse".

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Marc Elsberg
Herbert Saurugg