Thomas Gebauer und Ilija Trojanow stehen vor einer Stiege.

Thomas Gebauer und Ilija Trojanow © ROBERT SCHLEPÜTZ

Ilija Trojanow und Thomas Gebauer

Verinnerlicht Hilfe Herrschaft? Bei Johannes Kaup diskutiert der Autor mit dem Friedensnobelpreisträger von 1997 – "Initiative gegen Landminen" – über das Dilemma zwischen Gleichgültigkeit, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit.

Diese Situation kennen alle: Geben oder nicht geben, helfen oder nicht helfen? Schlechtes Gewissen oder Anstand – oder unser Bauchgefühl – veranlassen uns, etwas in die Bettlerschale zu werfen; zugleich ahnen wir, mit diesem Akt nichts an den Zuständen verändert zu haben, diese vielmehr vielleicht sogar zementiert zu haben. So kann Unterstützung von außen Menschen zwar ihr Überleben sichern, ihnen eine wirkliche Zukunft aber verhindern, indem jene gesellschaftlichen Verhältnisse stabilisiert werden, die Bedürftigkeit immer wieder aufs Neue entstehen lassen. Viele Spenden, die heute als Antwort auf spektakuläre Katastrophen zustande kommen, sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich zugleich Gleichgültigkeit und Desinteresse breitmachen. In ihrem Buch "Hilfe? Hilfe! Wege aus der globalen Krise" hinterfragen Trojanow und Gebauer die vielen Facetten der Wohltätigkeit – von den Aktivitäten der Superreichen über die staatlichen Hilfen bis zu lokalen Initiativen. Ausgehend von konkreten Beispielen, die in Originalreportagen aus Sierra Leone, Pakistan oder Guatemala beschrieben werden, durchdenken sie das System des Helfens und zeigen, was funktioniert und was nicht. Denn eines tut not: ein kritischer Hilfsbegriff, der zur Selbsthilfe animiert und dennoch grundsätzliche Veränderungen ermöglicht.

Der Audio-Livestream aus dem RadioKulturhaus ist am 18. Dezember 2018 ab 18:30 Uhr aktiv.