Aris Alexander Blettenberg

Aris Alexander Blettenberg (c) Andrej Grilc

Klangkollektiv Wien und Aris Alexander Blettenberg

Unter der Ägide von Apollon und Dionysos bewegt sich das Klangkollektiv Wien mit seinem Dirigenten Rémy Ballot und dem jungen aufstrebenden Pianisten Aris Alexander Blettenberg von der Ersten Wiener Schule und bis zur Neudeutschen Schule.

Die Symphonie Nr. 40 KV 550 ist wohl eines der populärsten Werke Wolfgang Amadeus Mozarts. Sie spielte sowohl in der Musikgeschichte als auch für ihre Zeitgenossen eine entscheidende Rolle. Robert Schumann beschrieb sie als “schwebende griechische Grazie“. Mit ungewöhnlicher Dramatik spiegelt die Symphonie den psychischen Zustand in einer der schwierigsten Phasen in Mozarts Lebens wider. In ihr ist die Gegensätzlichkeit und Zusammengehörigkeit des Apollinischen und Dionysischen erreicht, sie vereint apollinische Schönheit – das Wesen des Klassizismus in seiner Ordnung und seinen Proportionen – mit dionysischem Rausch und Unberechenbarkeit. Mit einem Hauch von Melancholie – und im Charakter pessimistischer als ihre beiden "Schwestern", die Symphonie in Es-Dur und die Jupitersymphonie – verkündet sie den romantischen Geist und weckt Zweifel an der Conditio humana. Indes ist das Klavierkonzert Nr. 27 fast kammermusikalisch gehalten. Es wurde von Mozart selbst uraufgeführt und war wahrscheinlich auch sein letzter öffentlicher Auftritt. Darin manifestiert sich seine Absicht, selbst auferlegte Grenzen mit minimalen Mitteln zu verschieben. Er legt so den Grundstein für die Entwicklung des Revolutionärs Beethoven.
Einige Jahrzehnte später vermeinte Friedrich Nietzsche die Wiedergeburt der griechischen Kunst und der griechischen Tragödie, die das Gegensatzpaar Apollon-Dionysos hervorgebracht hatte, in Richard Wagners Opern zu erkennen. Wagners “Siegfried-Idyll“ – eine Liebeserklärung an seine Frau Cosima – ist das Spiegelbild der antiken Tragödie: die maßlose Hingabe dionysischer Leidenschaften, welche durch die mäßigende Wirkung Apollons ausgeglichen wird und so die Seele nicht ins Verderben treibt. Die Idee, ein Werk der neudeutschen Schule neben den Wiener Klassikern zu präsentieren, hat
ihren Ursprung in der symbolischen Rolle, die diesem intimen Werk Richard Wagners zukommt. Philosophische Gemeinsamkeiten schließen ästhetische und stilistische Gegensätze nicht aus. Wagner spielt auch in der Geschichte des “Klangkollektiv Wien“ eine Rolle. Eine Aufführung des Siegfried-Idylls war das erste musikalische Zusammentreffen der Gründer des Orchesters, des Klarinettisten der Wiener Philharmoniker Norbert Täubl und des Dirigenten Rémy Ballot. Diese Begegnung ließ die Idee zur Gründung des Ensembles reifen.
Text: Rémy Ballot

Klangkollektiv Wien im Großen Sendesaal

(c) Meinrad Hofer

Rémy Ballot studierte Geige bei Gérard Poulet in Paris und wurde mit 16 Jahren von Sergiu Celibidache als Student angenommen. Seit seiner Übersiedlung nach Wien ist Rémy Ballot regelmäßiger Gastmusiker bei den Wiener Philharmonikern. 2011 begann er seinen mehrfach preisgekrönten Bruckner-Zyklus bei den St. Florianer Brucknertagen. Ab 2024 wird Rémy Ballot „Conductor in Residence“ bei den Richard-Strauss-Festtagen in Garmisch-Partenkirchen sein. Für das Label Gramola setzt er mit dem Klangkollektiv Wien nach bisher vier international beachteten CDs einen Zyklus der Schubert/Sinfonien fort und widmet sich auch Kammermusikprojekten mit dem Ballot Quartett / Quintett.

Als Solist ist der preisgekrönte Pianist, Komponist wie Dirigent Aris Alexander Blettenberg zu erleben. Aris Alexander Blettenberg wurde 1994 in Mühlheim an der Ruhr geboren. Seine Ausbildung erhielt er an der Hochschule für Musik und Theater München und am Mozarteum Salzburg. Blettenberg tritt als Pianist, Dirigent und Komponist in Erscheinung, er ist Gewinner des Internationalen Hans-von-Bülow-Wettbewerbs 2015, Träger des Steinway-Förderpreises 2019 und des Bayerischen Kunstförderpreises 2020.

In Kooperation mit der Tageszeitung "Die Presse".

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Klangkollektiv Wien