
Helene Drexler (c) privat; Martin Schenk (c) Diakonie/Luzia Puiu
Im Zeit-Raum "Erziehungsirrtümer – Oder: Was brauchen unsere Kinder Wirklich?"
MI | 08 11 2023 | 18:30 Uhr
RadioCafe
Eintritt: EUR 12,–
Ermäßigungen:
ORF RadioKulturhaus-Karte 50%, Ö1 Club 10%
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Die Kindererziehung war jahrhundertelang ausgelegt darauf, die Heranwachsenden zu gehorsam-gefügigen, funktionierenden und angepassten Mitgliedern der Gesellschaft zu machen. Diese Ziele sollten mittels strenger Regeln, Strafen und Demütigungen erreicht werden. Heute sind wir froh, dass solche Formen einer "schwarzen" Pädagogik der Vergangenheit angehören und nun das Wohl der Kinder im Mittelpunkt steht. Durch Liebe und Wertschätzung sollen sie zu selbstständigen, authentischen und glücklichen Erwachsenen heranreifen: Kinder, die beliebt sind und viele Freunde haben. Kinder, die Anforderungen gewachsen sind und zielstrebig ihren Weg in die Zukunft gehen. Um diese Ziele zu erreichen, wollen Eltern alles für ihre Kinder tun, oft schon vor der Geburt und erst recht danach. Das gesamte Streben der Eltern – die weder Kosten noch Mühen scheuen – wird darauf ausgerichtet, das Ziel des glücklichen Kindes zu erreichen.
Das Ergebnis dessen ist aber teilweise befremdlich, denn trotz bester Absichten scheint dieses pädagogische Engagement immer häufiger negative Auswirkungen zu haben. Eine große Zahl der Kinder wird schon im frühen Alter zu Narzissten, die Eltern und Lehrpersonen auf der Nase herumtanzen. Pazifistisch gesinnte Eltern müssen in der Schuldirektion vorsprechen, weil "ihre Prinzessin" plötzlich andere Kinder mobbt. Der pubertierende Sohn will die Schule abbrechen, weil er felsenfest davon überzeugt ist, als Computer-Gamer schneller zu Geld und Erfolg zu kommen. Nur zwei Beispiele unter vielen. Gemeinsam ist ihnen die alleinige Ausrichtung auf das Ego und seine Bedürfnisse, unter Missachtung der Bedürfnisse Anderer, die nur nach ihrem Nutzwert beurteilt werden. – Angesichts dieser Entwicklung drängt sich die Frage auf: Sind wir auf der Suche nach dem Besten für die Heranwachsenden Erziehungsirrtümern aufgesessen? Und: Was ist überhaupt das Beste für unsere Kinder?
Helene Drexler ist Pädagogin und Psychotherapeutin. Sie ist als Lehrtherapeutin und -supervisorin in der Aus- und Weiterbildung von Psychotherapeut:innen tätig. Seit 2021 ist sie geschäftsführende Vorständin der Gesellschaft für Logotherapie und Existenzanalyse – GLE. Drexler ist Autorin mehrerer Bücher: "Maskentanz – Wie Menschen ihr wahres Ich verstecken" und zuletzt "Erziehungsirrtum – wie wir unsere Kinder zu Narzissten machen".
Martin Schenk ist studierter Psychologe und Sozialexperte. Der stellvertretende Direktor der Diakonie Österreich hat die "Armutskonferenz" mitbegründet. Seine Schwerpunkte sind Welfare Policy, Gesundheit, Kinder/Jugend und Integration. Schenk ist Mitinitiator zahlreicher sozialer Initiativen: "Hunger auf Kunst und Kultur" (Kultur für Leute ohne Geld), "Wiener Spendenparlament" (Stimmen gegen Armut), Verein Hemayat (Betreuung schwer Traumatisierter), "Sichtbar Werden" (Armutsbetroffene organisieren sich). Schenk hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt zus. mit Hedwig Wölfl "Was Kindern jetzt gut tut. Gesundheit fördern in einer Welt im Umbruch".
Text: Johannes Kaup