Im Zeit-Raum: Den Geist Europas wecken

Johannes Kaup im Gespräch mit dem Philosophen Christoph Quarch

Im Juni 2024 stehen die Wahlen zum Europäischen Parlament ins Haus und viele Beobachter erwarten einen signifikanten Rechtsruck: ein Trend, der dem europäischen Geist der Einigung widerspricht. Vor diesem Hintergrund ist die von Jacques Delors für die Europäische Union (EU) in den 1980er Jahren ausgegebene Parole "Europa eine Seele geben" heute aktueller denn je. Infolge der EU-Osterweiterung und des Ausbaus des europäischen Wirtschafts- und Rechtsraums ist die Entwicklung der Europäischen Union zu einer politischen Wertegemeinschaft auf der Strecke geblieben. Dieser Mangel ist in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts zunehmend zu einer Bedrohung des europäischen Projekts geworden. Ob Währungskrise, Flüchtlingskrise, ökologische Krisen, Brexit, Covid-19-Pandemie oder das Aufkeimen europafeindlicher populistischer Bewegungen in verschiedenen europäischen Ländern: Der innere Zusammenhalt der Union ist gefährdet, solange ihr ein tragfähiges geistiges Fundament und eine klar konturierte europäische Identität fehlen – bzw. bevor nicht das gemeinsame geistige Fundament Europas so sichtbar und zu Bewusstsein gebracht ist, dass es die Bürgerinnen und Bürger Europas begeistert und beseelt.

Der deutsche Philosoph Christoph Quarch hat aus diesem Grund das Buch "Den Geist Europas wecken" geschrieben (Europa-Verlag). Er ist überzeugt davon, dass es ein gemeinsames geistiges Fundament Europas gibt, das in der griechischen Antike gegründet wurde und das heute neuerlich zur Sprache gebracht und dargestellt werden kann. Den genuinen Geist Europas in seiner ungebrochenen Schönheit und Kraft zur Sprache zu bringen und die Menschen in Europa mit ihm zu begeistern – das ist Ziel seines Buches. Anhand zehn konkreter Vorschläge zeigt Quarch, woraus ein künftig prosperierendes Vereintes Europa seine Lebenskraft bezieht: Ganzheit, Recht, Frieden, Freiheit, Demokratie, Partizipation, Ökonomie, Ökologie, Wissenschaft und Kultur/Schönheit.

Christoph Quarch wurde 1964 in Düsseldorf geboren. Der Philosoph und Bestsellerautor unterrichtet an verschiedenen Hochschulen, berät Unternehmen und veranstaltet gemeinsam mit ZEIT-Reisen philosophische Reisen. Mit seinen Podcasts, Artikeln und zahlreichen Büchern erreicht er ein breites Publikum im gesamten deutschsprachigen Raum. Dabei schöpft er aus den Quellen der europäischen Philosophie, um tragfähige Antworten auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu finden. 2019 gründete er die Neue Platonische Akademie zur Entwicklung eines geistigen Paradigmas für das digitale Zeitalter. Zuletzt erschienen von ihm "Der Club der alten Weisen – Mit Sokrates, Seneca, Platon & Co. im Gespräch" und das jüngste Werk "Den Geist Europas wecken".

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In Kooperation mit der Tageszeitung "Die Presse".