III. Spanisches Musikfestival

Mit Víctor Monge “Serranito” und Carles Benavent waren gleich zwei Weltstars und Erneuerer des Flamenco im September zu erleben. Am 9. Oktober gab die junge Sängerin Monica Molina, eine Newcomerin aus berühmter Familie, ihr Österreich-Debut.

Zum dritten Mal bewegte das Spanische Musikfestival das hispanophile Wien. Drei Ausnahmekünstler bot die Spanische Botschaft auf und führte in das Universum des Flamencos.

Víctor Monge "Serranito"
"... ein Virtuose, der ein Ornament auf die Bühne stellt, das mehr Barock als Flamenco ist... ", schwärmte einst Allen Hughes von den "New York Times" nach einem Konzert von "Serranito".

Victor Monge "Serranito", zählt mit Paco de Lucía zu den wegweisenden Flamenco-Gitarristen der mittleren Generation. Der 1942 in Madrid im Stadtviertel Chamberí geborene Autodidakt begann mit acht Jahren Gitarre zu spielen. Unterrichtet von seinem Vater, trat er bereits mit 12 Jahren professionell auf - mit seinen älteren Brüdern, im Trio "Los Serranos". Er begleitete seit frühester Jugend die großen "cantaores" seiner Zeit, wie La Niña de los Peines und Antonio Mairena, arbeitete mehrere Jahre für den Tänzer Lucero Tena und den Sänger Gabriel Moreno aus Jaén, bevor er 1969 seine höchst erfolgreiche Karriere als Sologitarrist startete.

Im Teatro Real, interpretierte er "La vida breve" von Manuel de Falla und stellte 1982 mit dem Symphonieorchester von Madrid sein Werk "Andaluz sinfónico" vor. Die Öffnung des Flamenco hin zu anderen Musiksparten ist nicht zuletzt auch sein Verdienst: "... Plötzlich schien es uns möglich, ungewohnte Akkorde zu spielen, und das wirkte sich besonders auf das Tempo, die Klangfarbe, die Technik, die Phrasierung aus. Die Musikalität explodierte." Serranito brachte den Flamenco auf alle großen Bühnen der Welt - er war der erste Flamencogitarrist in der Geschichte, der in Indien auftrat - und komponiert Musik für Spielfilme und Dokumentationen. Er gilt als der Flamenco-Gitarrist mit der schwierigsten Technik. Berühmt sind seine Interpretationen des "Concierto de Aranjuez" von Joaquin Rodrigo. Mit seiner Gruppe wird er im RadioKulturhaus eine Auswahl seiner besten Kompositionen präsentieren.

Carles Benavent

Erneuerer ganz anderer Art sind der legendäre Bassgitarrist Carles Benavent und der Saxofonist und Flötist Jorge Pardo, zu denen später der Drummer Tino Di Geraldo stieß, denn dieses Trio machte den Flamenco-Jazz in der internationalen Jazzszene hoffähig und erntete Erfolge auf den wichtigsten Bühnen und Festivals weltweit. Mit Paco de Lucía, den das Trio noch heute regelmäßig begleitet, gelten die Musiker als Urheber dieses Musikstils.

Jazz und Flamenco - wie passt das zusammen? Bei näherem Vergleich zeichnen sich zahlreiche Parallelen ab. Der Jazz zeigte sich selten massentauglich und doch beeinflusste er fast alle Stile der Populärmusik, eine ähnliche Rolle spielt der Flamenco in der iberischen Popmusik. Im Flamenco mischen sich altiberische, jüdische, maurische, arabische, byzantinische und sogar indische Farben, weil die "Gitanos", wie die Roma und Sinti in Spanien genannt werden, ihre Wurzeln in dem asiatischen Reich wissen. Die "Gitanos", zwar nicht die Erfinder der Flamencokunst, doch seit Jahrhunderten ihre Hauptvertreter, beeinflussten die spanische Kultur nachhaltig und blieben doch stets eine unterdrückte Minderheit - ähnlich den Afro-Amerikanern, den Schöpfern des Jazz.

Auch emotionale Gemeinsamkeiten lassen sich mühelos feststellen: Die eine wie die andere Musik funktioniert nicht ohne innere Glut. Flamenco und Jazz sind von Melancholie durchdrungen. So auch die Musik von Carles Benavent, dessen Bass-Spielart Schule gemacht hat. Jorge Pardo integrierte Blasinstrumente und die Jazz-Improvisation in den modernen Flamenco. Beide spielten mit Jazzgrößen wie Chick Corea, Michael Brecker und Peter Erskine zusammen und nahmen zahlreiche CDs auf. Benavent und Pardo sind mit Chano Domínguez und Gerardo Núñez - beide waren schon im RadioKulturhaus zu Gast - Väter des Albums "Jazzpaña II", das als Meilenstein in der Geschichte des Flamenco-Jazz gilt.

Monica Molina

Im dritten Konzert des Spanischen Musikfestivals im Oktober galt es eine aufregende Newcomerin Spaniens zu entdecken: Monica Molina stammt aus einer bedeutenden Künstlerfamilie. Ihr Vater Antonio Molina war einer der wichtigsten Vertreter des andalusischen Flamencogesangs. Monica Molina begann als Schauspielerin und arbeitete mit Filmregisseuren wie José Luis Cuerda, Manuel Gutierrez Aragon und Fernando Fernan Gomez. Sehr bald jedoch folgte sie den Spuren des Vaters und widmete sich ihrer Karriere als Sängerin. Fado, Bolero und der Neue Flamenco gehören zu ihrem Repertoire, mit ihrer CD "Vuela" holte sie Platin und wurde für den Grammy nominiert. Komponist und Produzent ihrer Lieder ist ihr Bruder Noel. Molinas Gesang besticht durch elegante Schlichtheit. Im RadioKulturhaus präsentierte sie Ausschnitte aus ihrer neuen CD.

Eine Veranstaltung im Rahmen des III. Spanischen Musikfestivals in Zusammenarbeit mit der Botschaft von Spanien und in Kooperation mit mit jazz:klosterneuburg (27. September).

III. Spanisches Musikfestival
Dienstag, 25. September 2007
Serranito & Grupo
19:30 Uhr
Großer Sendesaal

Donnerstag, 27. September 2007
Trio Carles Benavent -Tino DiGeraldo - Jorge Pardo
19:30 Uhr
Großer Sendesaal

Dienstag, 9. Oktober 2007
Monica Molina
19:30 Uhr
Großer Sendesaal

Links
Spanisches Musikfestival
Spanische Botschaft in Wien
jazz:klosterneuburg