2. Wiener Drehleier-Festival
Die Drehleier, gern als "altes Instrument" bezeichnet erlebt eine Aufsehen erregende Renaissance. Eine junge und internationale Szene macht so ziemlich alles auf dem Instrument, was sich denken lässt. Solo, in Ensembles, von Alter Musik über World Music-Arrangements bis zu Elektronik-Projekten. Das RadioKulturhaus präsentierte in seinem zweiten Festival dieses erstaunliche Schaffen. In vier Konzerten an zwei Tagen war die Bandbreite dieses bemerkenswerten Instruments zu erleben. Die Musikerinnen und Musiker kamen aus Frankreich, Australien und Österreich. Durch die Konzerte führte Renate Burtscher.
Das Vorprogramm
Die interessantesten CD-Neuerscheinungen des vergangenen Jahres präsentierte Johann Kneihs im Gespräch mit Matthias Loibner, Simon Wascher und Wolfgang Weichselbaumer.
Stevie Wishart
Die australische Komponistin, Drehleierspielerin und Geigerin Stevie Wishart ist sowohl in der mittelalterlichen Musik als auch in zeitgenössischen Elektronik-Projekten zu Hause und versteht es diese zu verbinden. Sie komponierte u.a. für die Britten Sinfonia, trat in der Londoner Wigmore Hall wie im Opernhaus von Sydney auf und arbeitete u.a. für das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, das IRCAM - Centre Pompidou, das Cambridge Festival und die Styriarte. In einem Langzeitprojekt nimmt sie das gesamte Werk der Hildegard von Bingen auf - einzelne Lieder in zeitgenössischer Fassung. Im RadioKulturhaus gab sie ein Solokonzert mit Alter und Neuer Musik.
Gilles Chabenat & Alain Bruel
Gilles Chabenat ist eine Drehleier-Legende in der Liga von Valentin Clastrier und seit Jahren ein Star. Seine Karriere begann im Alter von 13 Jahren mit französischer Volksmusik, die er nach und nach mit Einflüssen anderer Musikstile und -traditionen verband. Heute spielt er - mal mit akustischer, mal mit Elektro-Drehleier - mit zahlreichen Worldmusic-Größen Frankreichs zusammen. Im RadioKulturhaus war der renommierte Akkordeonist Alain Bruel sein Duo-Partner. Zu hören war die feine wie konsequente Weiterentwicklung französischer Volksmusik - melodiös und poetisch.
Zykado
Der heimische Drehleiervirtuose Matthias Loibner im Duo mit dem australischen Perkussionisten Tunji Beier. Im Wissen um die eigenen musikalischen Traditionen und mit ungenierter Experimentierfreude raffinieren die beiden Klang-Alchemisten die archaischen Sounds von Drehleier, Trommeln, Steinen und Glocken in ihrer elektronischen "Live-looping-Fabrik". Musikalisch wurzelt Tunji Beier in afrikanischen (Yoruba) und südindischen Traditionen sowie im Jazz.
Matthias Loibner studierte klassische Komposition und beschäftigte sich mit europäischen (Balkan) und afrikanischen Traditionen. Die beiden Ausnahmemusiker arbeiten seit 1995 in unterschiedlichsten Projekten in Europa und Australien zusammen - u.a. in den Formationen deishovida, Ross Daly, Linsey Pollak und dem Sandy Lopicic Orkestar. Seit 2003 gibt es sie als "Zykado" im Duo.
AntiQuarks
Aus Lyon kommen die innovativen Sound-Nomaden Richard Monségu (vocal, drums) und Sébastien Tron (vocal, E.Drehleier) mit ihrem eigenwilligen Mix aus World Music und Pop-Rock. AntiQuarks wirbeln die Landkarten der aktuellen World-Szene durcheinander und erzählen verstörend nostalgische Geschichten über Sahara-Karawanen, mongolische Reiterzüge, höfliche Waffenschmuggler und urbanen Alltag heute. Musik-Partikeln verschiedener Räume und Zeiten verschmelzen "interterrestrisch". So könnte postnukleare Folklore klingen...
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Drehleierbau Weichselbaumer.
2. Wiener Drehleier-Festival
Samstag, 17. Mai 2008
Vorprogramm
ORF KulturCafe
18:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Stevie Wishart solo, Gilles Chabenat & Alain Bruel
Großer Sendesaal
19:30 Uhr
Sonntag, 18. Mai 2008
Zykado, AntiQuarks
Großer Sendesaal
11:00 Uhr
Links
Drehleierbau Weichselbaumer
Infos zum Symposionsfest
Matthias Loibner
Tunji Beier
AntiQuarks
Gilles Chabenat