Im Zeit-Raum
Männer haben Macht, verdienen mehr Geld als Frauen, gelten als durchsetzungsstark und potent. Männer scheinen sozial, politisch, sexuell, gesundheitlich und beruflich die Gewinner unserer Gesellschaft zu sein. Doch heute braucht man gar nicht sehr an diesem Hochglanzbild zu kratzen, denn der Lack der traditionellen Männlichkeit ist längst ab. Auch wenn es manche Männer (noch) zu verbergen versuchen
Das "starke Geschlecht" ist schwach geworden
Die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern ist um sechs Jahre kürzer als die von Frauen. Die große Mehrheit aller Selbstmörder sind Männer. Drei Viertel aller Mordopfer sind Männer. In Gefängnissen sitzen 25 mal mehr Männer ein als Frauen. Männer suchen erheblich weniger Ärzte auf als Frauen. Häufig schneiden Jungen in der Ausbildung und im Studium schlechter ab als Frauen. Weil ein großer Teil der Väter in den Erziehungsprozessen ausfällt, fehlen den Jungen authentische Identifikationsmodelle zur Entwicklung einer gesunden Männlichkeit.
Ein neues Bild vom Mann
Doch im gesellschaftlichen Untergrund hat auch zaghaft eine neue Identitätssuche unter Männern begonnen. Sie wurde zwar bislang von der breiten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, es lohnt sich aber die herrschenden Männlichkeitsbilder und die Krise der Männlichkeit historisch und soziologisch zu untersuchen. Der Männerforscher und Psychoanalytiker Erich Lehner untersucht seit Jahren die herrschenden Männlichkeitsbilder und die Krise der Männlichkeit. Er zeichnet ein eindringliches Bild der Situation, in der sich heute viele Jungen und Männer befinden und verleiht ihren Nöten, Problemen und Hoffnungen eine Stimme. Dabei versucht er auch neue Wege aufzuzeigen, wie sich Männer positiv entwickeln können. Der 1958 geborene Wiener studierte Theologie in Wien und absolvierte eine Ausbildung in Psychoanalyse im Wiener Kreis für Psychoanalyse und Selbstpsychologie. Er ist Psychoanalytiker in freier Praxis. Sein zentraler Arbeitsbereich liegt in der Männer- und Geschlechterforschung am Ludwig Boltzmann-Institut für Werteforschung, er leitet Projekte zur Erforschung der Geschlechterverhältnisse. Publikationen zum Thema: "Männer an der Wende" und "Gewalt und Männlichkeit".
Text: Johannes Kaup
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Wiener Zeitung.
Im Zeit-Raum: "Der Mann: Das vernachlässigte Geschlecht - Krise und Zukunft der Männlichkeit"
Mittwoch, 14. Jänner 2009
18:30 Uhr
Großer Sendesaal