Opernwerkstatt: Adrian Eröd

Er wandelt auf den Spuren eines Eberhard Waechter oder Walter Berry. Nun steht der österreichische Starbariton Adrian Eröd, mit einem Repertoire vom Barbier bis Beckmesser, vor seinem Tenor-Debüt in Wagners "Rheingold" und war Gast bei Peter Dusek.

Adrian Eröd, österreichischer Erfolgsbariton und seit fünf Jahren Publikumsliebling an der Wiener Staatsoper, könnte mit einem "Chamäleon" verglichen werden. Während er neben der bildschönen Anna Netrebko als Bruder von "Manon Lescaut" einen feschen "Aufreißer" mimt und neben der nicht minder attraktiven Elina Garanca den elegant-kühlen Ehemann in "Werther" singt, verwandelt er sich in den "Meistersingern" in einen verklemmten, schüchternen und fast tollpatschigen Beckmesser; in Rossinis "Barbier" heimst er mit schalkhafter Lausbubenhaftigkeit nach seiner Auftrittsarie Ovationen ein, als Harlekin in "Ariadne" ist er der ideale Vertreter der Comedia dell' arte und in der Benatzky-Operette "Bezauberndes Fräulein" spielt er immerhin als schüchterner "Beamter" einen Uwe Kröger an die Wand.

So gesehen ist es gar nicht so verwunderlich, dass die Karriere des österreichischen Sängers, der mit der Sopran-Kollegin Monica Theiss- Eröd verheiratet ist, in der nächsten Saison ein wirkliches Sensations-Experiment bringen wird. Adrian Eröd, der Bariton, wird sich an die Tenor-Rolle des Loge in Wagners "Rheingold" wagen. Doch blicken wir zurück auf den Werdegang des sympathischen österreichischen Sängers: Das Elternhaus brachte wohl mehr Musik als in anderen Familien üblich: Vater Ivan Eröd kam während der politischen Vorgänge des Jahres 1956 nach Österreich und ist einer der angesehensten Vertreter der österreichischen Komponisten-Avantgarde.

Auch die Mutter hat eine musikalische Vergangenheit als Orchester-Bratschistin. Und so kam auch der Sohn mit elf Jahren mit der Oper in direkten Kontakt. Die Familie Eröd lebte in Graz, als Adrian erstmals im Kinderchor der Grazer Oper u.a. in "Bohème" auftrat. Eine Puccini-Oper, die heute einen zentralen Punkt in seiner Karriere einnimmt: Der Marcel gehört nicht nur zu den Paraderollen des aufstrebenden Star-Baritons. In den vergangenen Monaten hat er in der Verfilmung der Oper unter Robert Dornhelm neben Anna Netrebko und Rolando Villazón an einer Produktion der Extra-Klasse mitgewirkt.

In einer heute seltenen Ruhe und Konsequenz verlief der Ausbildungsweg des 39jährigen: Musikstudium in Wien - wenn auch in der Mittelschule sein Lieblingsfach Mathematik war, das genetische und soziale Erbe erwies sich als stärker. Adrian Eröd studierte u.a. bei Walter Berry, der neben Eberhard Waechter zu den erfolgreichsten österreichischen Sängern der Nachkriegszeit gehörte. Erste Engagements erwiesen sehr rasch das hohe Talent des jungen Baritons: Auftritte in der Kammeroper (u.a. bei Weill Einaktern) und vor allem eine "Billy-Budd"-Produktion der Neuen Oper Wien unter der musikalischen Leitung von Walter Kobéra im Odeon in Wien.

Es gab erste Einladungen ins Ausland, doch Adrian Eröd wählte den Weg der "Ochsentour" - er ging für zwei Jahre nach Linz. Dort erarbeitete er sich sein heutiges Repertoire, das vom "Figaro"-Grafen bis zum Olivier in "Capriccio" reicht. So wird er Anfang Juni an der Wiener Staatsoper an der Seite der blonden US-Gegenspielerin von Anna Netrebko, Renée Fleming, in "Capriccio" singen. Nach Linz ging Adrian Eröd für drei Jahre an die Wiener Volksoper und wurde über Nacht zum Publikumsliebling: als Papageno, als Zar Peter in "Zar und Zimmermann", als Marcel in "Bohème" oder als Falke in der "Fledermaus".

Ioan Holender holte ihn schließlich an die Wiener Staatsoper und so mancher Opernfreund war skeptisch: Wird die eher lyrische Stimme des jungen Baritons für das größere Haus am Ring reichen? Doch Adrian Eröd feierte in "Roméo et Juliette" als Mercutio einen großen persönlichen Erfolg, und vor allem sein Debüt als Barbier von Rossini schlug ein wie eine Bombe. Die helle, höhensichere Stimme trägt - auf diesen Umstand kommt es in der Staatsoper mit ihrer hohen Orchesterstimmung besonders an und so entwickelte sich Eröd in den vergangenen fünf Jahren zu einem der beliebtesten Ensembleträger der Wiener Staatsoper.

Nun verlässt der Künstler auf der Suche nach neuen Herausforderungen die bisherige "Sicherheitspolitik": Er bereitet sein Debüt als Tenor in einer Wagner-Oper vor. Und immer öfter lockt auch die Ferne: Pelleas in Hamburg, neuerlich Spanien, eine Uraufführung eines Werkes von Gerd Kühr in München... Von Adrian Eröd kann man noch viel erwarten.

Text: Peter Dusek

Opernwerkstatt: Adrian Eröd
Sonntag, 15. Juni 2008
17:00 Uhr
Großer Sendesaal