Mechtilde Lichnowsky & Karl Kraus
Mechtilde Lichnowsky wurde 1879 als Mechtilde von und zu Arco-Zinneberg geboren. Sie war somit eine Urenkelin von Maria Theresia. Sie heiratete den Gutsbesitzer und Diplomaten Karl Max Fürst Lichnowsky. Mechtilde Lichnowsky pflegte engen Kontakt mit Künstlern wie Frank Wedekind und Max Reinhardt. Ihre eigene schriftstellerische Arbeit war vom Expressionismus beeinflusst. Eine besondere Freundschaft verband sie über viele Jahre mit Karl Kraus, für dessen Nestroy-Vorlesungen sie die Musik komponierte. Während der NS-Zeit weigerte sich Lichnowsky der Reichsschrifttumskammer beizutreten, ihr Werk wurde daher verboten. Die Kriegsjahre über blieb sie in Deutschland, interniert und unter Polizeiaufsicht. 1958 starb Lichnowsky in London.
Als Freundin von Karl Kraus geistert Mechtilde Lichnowsky als Fußnote durch die umfangreiche Literatur zu Kraus, und sie kommt dabei nicht immer gut weg. Ihr Roman "Geburt. Liebe, Wahnsinn, Einzelhaft" hat Karl Kraus so verstört, dass er in der "Fackel" zwar von seiner Freundin gezeichnete Karikaturen abdruckte und ihre Vertonungen für sein "Theater der Dichtung" in höchsten Tönen rühmte, die Schriftstellerin Lichnowsky aber weitgehend unterschlug. Der Grund: in der Figur des Vortragskünstlers Lanner wurde er von Lichnowsky karikiert. Nun wurde ihr 1921 erschienener Roman im Löcker Verlag neu aufgelegt. Im RadioKulturhaus waren Passagen daraus zu hören.
Außerdem gilt es Lichnowsky als Komponistin zu entdecken, ihre Lieder werden erstmals nach den Originalhandschriften aufgeführt. Es lesen und singen Wolfram Berger und Daniela Keckeis (Ö1 Talentebörse), begleitet von Lior Kretzer am Klavier. Irene Suchy führt ein Gespräch mit der Literaturwissenschaftlerin und Herausgeberin Evelyne Polt-Heinzl.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Löcker Verlag und dem Frauenministerium (Ehrenschutz).
Mechtilde Lichnowsky und Karl Kraus - Wer teilte die Menschheit in Geschlechter?
Freitag, 29. Mai 2009
19:30 Uhr
Großer Sendesaal
Link
Löcker Verlag