Live@RKH: Heli Deinboek

In Wien gibt es seit den 1980er Jahren eine Liedermacher-Szene, die sich unverdrossen des Wiener Dialekts bedient, mit den alten, süßlichen Wienerlied-Klischees aber kräftig aufgeräumt hat. Einer, der zum Urgestein der Szene zählt, ist Heli Deinboek.

Der hemdsärmelige Musikant, Literat, Kabarettist, Theaterautor, Ex-Sozialarbeiter und -Werbetexter, geboren 1955, hat in seinem stürmischen Künstlerdasein seinen eigenen Worten zufolge eine Menge gelernt: "Kein noch so durchtrainiertes Cembalo kann eine Band ersetzen, die richtig 'fahrt', denn der Hammer ist einfach intelligenter als der Nagel", so Deinboek. "Wer die schwarze Wiener Seele erfolgreich überleben will, muss 'Voodoo Simmering' beherrschen".

Schwarz ist dieses Wien erstens als Objekt des elektrifizierten Blues', zweitens als Themenfundus für Heli Deinboeks Songtexte. Deinboeks größter kommerzieller Erfolg war 1995 das Album "Schuldig", das ausschließlich aus ins Wienerische übertragenen Coverversionen von Randy Newman besteht. Aber auch sein allererstes Album "Krallelujah", 1980 auf dem Extraplatte-Label der Schmetterlinge veröffentlicht, ist ungebrochen gefragt und ein Klassiker.

Im Großen Sendesaal des RadioKulturhauses - ein mythischer Tempel für einen ewigen Antagonisten wie Deinboek oder auch ein Ort für saftig-sanften Exorzismus? - wurden alte Hadern und aktuelle Hämmer durchexerziert. Deinboeks neue Band, bestehend aus Paul Reschenhofer (Gitarre), Karl Takats (Saxofon), Oliver Jung (Piano, Orgel), Bertl Pistracher (Bass) und Christian Rabitsch (Schlagzeug) beherrschte die derben, puren Rhythm-&-Blues-Texturen aus dem Handgelenk. Man hörte einem Mann zu, der es uns - wie man so schön sagt im Wienerischen - "ordentlich einesagt". Mit Sprachgewalt. Mit Inbrunst. Und mit Recht.

Text: Walter Gröbchen