25 Jahre Klangforum Wien

Das renommierte Solistenensemble widmet sich seit 25 Jahren der Interpretation und Vermittlung von zeitgenössischer Musik. Im RadioKulturhaus führte es in einem Gesprächskonzert Bernhard Langs "Sterne des Hungers" unter der Leitung von Sylvain Cambreling auf.

"Sie sind die Wiener Philharmoniker der Neuen Musik" schwärmt die Intendantin des "steirischen herbst" Veronica Kaup-Hasler. Und diesem Lob schließt sich die Fachwelt und die internationale Presse an. Die Formation zählt heute, neben dem "Ensemble intercontemporain" und dem "Ensemble Modern Frankfurt", zu den drei weltbesten Ensembles für Neue Musik.

Jedes der 24 Mitglieder des "Klangforum Wien" beherrscht das Instrument auf so hohem Niveau, dass der/die Musiker/in jederzeit solistische Aufgaben übernehmen kann. Bemerkenswert: Die Formation versteht sich als demokratisches Forum, d. h. alle wichtigen künstlerischen Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Ein Großteil der Konzertprogramme wird von den Ensemble-Mitgliedern selbst entwickelt. Auch in der Zusammenarbeit mit Komponisten und Komponistinnen sowie Dirigenten und Dirigentinnen sollen die traditionellen hierarchischen Strukturen der Musikpraxis durch einen gleichberechtigen Umgang miteinander abgelöst werden.

Gegründet wurde das "Klangforum Wien" vor 25 Jahren vom Komponisten und Dirigenten Beat Furrer. Im Grunde genommen machte er damals aus der Not eine Tugend. "Es gab Musik, die in Wien kaum bis gar nicht zu hören war: wie Nono, Scelsi, Xenakis, Feldman. Für mich als Künstler war das aber notwendig, diese Musik kennen zu lernen", so Beat Furrer. Er konnte interessierte Musiker/innen für sein Vorhaben gewinnen und im Juni 1985 fand das Debüt Konzert im Wiener Palais Liechtenstein statt. Damals nannte sich die Gruppe "Société de l'Art Acoustique", seit 1989 trägt die Formation ihren heutigen Namen.

Zunächst arbeitete Beat Furrer mit einer recht fluktuierenden Gruppe von Instrumentalisten und Instrumentalistinnen. Bald wurde klar, dass ein gewisses künstlerisches Niveau nur dann erreicht werden konnte, wenn eine kontinuierliche Arbeit mit einem fixen Klangkörper möglich war. Und es dauerte tatsächlich nur ein paar Jahre, bis sich eine ständige Besetzung herauskristallisiert hatte. Nachdem die erste schwierige Zeit, die ein künstlerischer Werdegang mit sich bringt, überwunden war, ging es steil bergauf.

Heute ist das "Klangforum Wien" weltweit in über 80 Aufführungen pro Saison zu hören. Regelmäßig gastiert die Formation in den großen europäischen Musikzentren, ebenso in den USA und Japan. An die fünfhundert Werke aus drei Kontinenten hat das Ensemble in den vergangenen 25 Jahren zur Uraufführung gebracht. Auf mehr als 70 CD Veröffentlichungen kann man Musik hören, die vom "Klangforum Wien" interpretiert wird. Seit Beginn des Wintersemesters hat das Ensemble sogar eine Professur inne: An der Grazer Kunstuniversität unterrichtet die Formation zeitgenössische Instrumentalmusik. Den Erfolg der Gruppe führt Beat Furrer auf die menschlichen Qualitäten der Ensemblemitglieder zurück: "Sie schaffen es, auf höchstem Niveau mit Kollegialität und großem Respekt voreinander diese Arbeit zu leisten. Und ihre Begeisterung für die Sache vermittelt sich dem Publikum."

Text: Ursula Strubinsky

Die Sterne des Hungers

"Die Sterne des Hungers", die im RadioKulturhaus zu hören waren, beziehen sich auf Texte von Christine Lavant, und zwar auf die Gedichte "Im rueckgrat aufwaerts glimmt ein licht", "So also geht erleuchtung vor", "Zeig an mir die kräuter welche bestärken", "Lösch aus mein gesicht und führe mich blind". Dazwischen wurde Machauts Rondeaux "Ma Fin est mon commencement" interpoliert, das nach 20 Takten im Original exakt rückwärts läuft. Die Lavant-Texte wurden, um das Original unangetastet zu lassen, mittels des Textgenerators "Abulafia" unterschiedlich zersplittert und erscheinen nur in Bruchstücken.

Harmonisch erforscht das Stück weiter die neuen Frequenzmodulationsspektren, die erstmals im Stück "Differenz-Wiederholung 14" Verwendung fanden und in den Folgestücken zur harmonischen Grundlage wurden. Auch die in "Differenz-Wiederholung 9" zitierten zellulären Automaten finden hier als algorithmische Komplexe Eingang in die Instrumentaltextur.

Vor dem Konzert führte Ensemblemitglied Uli Fussenegger ein Gespräch mit dem Komponisten Bernhard Lang.

Eine Veranstaltung mit Unterstützung der Erste Bank.

25 Jahre Klangforum Wien: "Die Sterne des Hungers"
Montag, 30. November 2009
20:00 Uhr
Großer Sendesaal

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