outstanding 2010 – outstanding artists awards

Bundesministerin Dr. Claudia Schmied überreichte die diesjährigen outstanding artist awards im Rahmen einer Veranstaltung im RadioKulturhaus. Hier die Kurzporträts der Gewinnerinnen und Gewinner in den Kategorien Frauenkultur, Interdisziplinarität und Interkultureller Dialog.

Frauenkultur
Den outstanding artist award für Frauenkultur erhält der Verein Culture2Culture für das internationale Frauen-Animationsfilm Festival Tricky Women. Das internationale Tricky Women Animationsfestival ist weltweit das einzige Filmfestival, das sich speziell dem Trickfilmschaffen von Frauen widmet. Waltraud Grausgruber und Birgitt Wagner sind die Direktorinnen von Tricky Women. Waltraud Grausgruber hat Theaterwissenschaft und Publizistik in Wien studiert und mit einem Forschungsstipendium des Bundesministeriums in Senegal, Tunis und Burkina Faso gearbeitet. Daraus resultierte ihre Diplomarbeit zum afrikanischen Kino am Beispiel Senegal. Seit fast 20 Jahren gehört sie zu den Mitorganisatorinnen diverser internationaler Filmfestivals. Birgitt Wagner studierte Soziologie, Pädagogik und Frauenforschung in Graz und Wien. Seit 1997 arbeitet sie im Verein Culture2Culture. Ab 2000 geht sie immer wieder kuratorischen Tätigkeiten in Österreich und Deutschland nach, unter anderem bei der Pressestelle der Viennale.

Die Jurybegründung
"Das kreative Potenzial fördern, Ausbildungsmöglichkeiten aufzeigen und eine internationale Plattform für den Austausch zwischen Künstlerinnen, Expertinnen und Interessentinnen zu sein, ist die Hauptaufgabe von Tricky Women. Die Themen der Künstlerinnen in den Filmen sind oft intimer Natur. Durch das Medium des animierten Films benötigt man/frau kein Filmteam und (zeit-) unabhängiges Arbeiten ist möglich. Diese Arbeitsweise, die auch von zu Hause aus erledigt werden kann, kommt sicher vielen Frauen in ihrer künstlerischen Tätigkeit und ihren Lebensbedingungen sehr entgegen. Die Jury ist der Meinung, dass durch die Prämierung von Tricky Women die Außenwirkung und Nachhaltigkeit für Frauenkulturarbeit vorbildlich dargestellt wird."

Interdisziplinarität
The Colonization of Space and Time, so heißt ein Projekt der aus Zagreb stammenden Künstlerin Lina Dokuzovic. Sie hat heuer den outstanding artist award in der Sparte "Interdisziplinarität" erhalten. 1981 in Zagreb geboren, kam sie schon im Alter von zwei Jahren in die USA, wo sie bis 2002 blieb. Schon in ihren amerikanischen Jahren beschäftigte sich Lina Dokuzovic mit digitaler Medienkunst und Design. Ab 2003 studierte sie Bildende Kunst, im speziellen Postkonzeptuelle Kunstpraktiken bei Marina Grzinic, anschließend Magister- und Doktoratsstudium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien

Die Jurybegründung
"Lina Dokuzovic steht für eine neue Art von Künstlerinnen und Künstlern, für eine neue Art der Kunstproduktion. Das Ergebnis ihrer künstlerischen Forschung ist die Visualisierung von gesellschaftlichen und politischen Strukturen, die Darstellung höchst komplexer Inhalte in ästhetischer Form. Ihre Arbeit ist Beleg dafür, dass Kunst soziale Kompetenz fördert. Sie ist in einer Person bildende Künstlerin, Archäologin und Kartografin."

Interkultureller Dialog
In der Kategorie Interkultureller Dialog werden gleich zwei Preise vergeben: an Cabula 6 und an Nina Kusturica.

Cabula 6
Das Projekt von Cabula 6 von Claudia Heu und Jeremy Xido ist eine international arbeitende Plattform, die Theaterstücke, Filme, Installationen und soziale Interventionen realisiert. In Österreich wurden diese Projekte bisher u.a. von der Szene Salzburg, von Impulstanz, den Wiener Festwochen, dem WUK unterstützt bzw. präsentiert. Den Outstanding Award 2010 erhält Cabula 6 für die Trilogie "Life on Earth", deren ersten beiden Teilen in Santiago de Chile und in Wien entwickelt wurden.

Claudia Heu lebt in Wien und arbeitet hier und im Ausland als Performerin und Regisseurin. Das Onnotheater gründete sie 1997 um die Begrenzungen des Theaters zu verschieben, das heißt, die Trennlinien zwischen Realität und Fiktion zu erforschen, die Trennlinie zwischen Publikum und Darstellendem sichtbar zu machen und aufzulösen.

Der Amerikaner Jeremy Xido hat ursprünglich Malerei und vergleichende Literaturwissenschaft an der Columbia University sowie Schauspiel im Actor's Studio studiert. Er arbeitet in Film, Theater und Fernsehen als Schauspieler und Tänzer. 2007 entstand seine Filmserie "Crime Europe", ein EU-Projekt, das Kriminalfälle in sechs verschiedenen Städten Europas untersuchte - eine Arbeit, die auf Festivals, in Frankreich, Belgien, Deutschland und Österreich, sowie im Schwedischen Fernsehen gezeigt wurde.

Die Jurybegründung
"Für das Projekt beantragten Claudia Heu und Jeremy Xido eine Flüchtlingswohnung in Macondo, dem Flüchtlingsdorf in Wien-Simmering, die ihnen auch gewährt wurde, und von wo aus sie während zehn Monaten mit Hilfe der NachbarInnen einen Schiffscontainer aufstellten, der zum kulturellen Zentrum wurde. Es gab Workshops, Performances, Filmvorführungen - alles unter aktiver Teilnahme der Macondo-BewohnerInnen. Nachhaltigkeit ist durch das Anschlussprojekt von "Gartenpolylog in Macondo" gegeben. Communitywork, hohe gegenseitige Wertschätzung und Darstellung der kulturellen Kompetenzen mit Eigenverantwortlichkeit der migrantischen Teilnehmer sowie das Ermöglichen gegensätzlicher Sichtweisen bei gleichzeitiger Erweiterung des Kunstbegriffes überzeugten die Juroren von der Preiswürdigkeit dieses Projektes."

Nina Kusturica
Ebenfalls in der Sparte Interkultureller Dialog wird Nina Kusturica ausgezeichnet. Ihr prämierter Film heißt "Little Alien". Die 35-jährige Nina Kusturica wurde in Mostar geboren und wuchs in einer Künstlerfamilie in Sarajevo auf. Schon während ihrer Schulzeit wirkte sie in unterschiedlichen Funktionen immer wieder an Theaterproduktionen mit. Seit 1992 lebt sie als Regisseurin, Cutterin, Autorin und Produzentin in Wien, wo sie auch studiert hat. Ihr Diplomfilm "Auswege" eröffnete im März 2003 die Diagonale. Im gleichen Jahr gründete sie gemeinsam mit Eva Testor die Produktionsfirma Mobilefilm.

Die Jurybegründung
"Kusturicas Film erzählt die Geschichte von unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen, die an den Grenzen der EU bzw. in Österreich landen. Im Anschluss an den Film wurden viele Vermittlungs- bzw. Dialogveranstaltungen der Regisseurin und der Filmprotagonisten mit österreichischen Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Es geht dabei um eine einzelkünstlerische Position von hoher Qualität unter wertschätzender Mitwirkung von AsylwerberInnen. Der Film bietet einer breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit des Einblicks in Lebenswelten, die ihr sonst verschlossen blieben."

Weitere Porträts folgen.

Text: Jörg Duit