Feliz Navidad - Spanische Weihnacht
Weihnachten ist in Spanien ein großes Familienfest - kein besinnliches, sondern ein lautstarkes.
Den sprichwörtlichen Startschuss für die Adventszeit setzt die seit 1812 durchgeführte Weihnachtslotterie (Loteria de Navidad), die größte Lotterie der Welt, an der nahezu jeder Spanier und jede Spanierin teilnimmt. Das wichtigste Symbol von Weihnachten auf der iberischen Halbinsel ist die Weihnachtskrippe, die in keinem Haus fehlt. Rund um die Krippen werden die Villancicos (Weihnachtslieder) gesungen.
Die Heilige Nacht, die Noche Buena, wird mit Verwandten gefeiert. Dabei wird der Turrón gegessen, eine Köstlichkeit aus Mandeln, Zucker, Honig und Eiern. Eine besondere Tradition sind Pressebres vives (die lebenden Krippen), die vor allem ihren Ursprung in Katalonien haben. Natürlich gibt es baskische oder katalanische Besonderheiten wie etwa die Figur des Caganers ("kleinen Scheißers"), der in keiner katalonischen Krippe fehlt.
Im Baskenland bringt ein Köhler, der Olentzero, die Weihnachtsgeschenke, ansonsten beglücken die Heiligen Drei Könige (Dia de los Reyes), die in großen festlichen Umzügen in die Dörfer und Gemeinden einziehen, die Kinder. Dank der geografischen Lage Spaniens werden sie nicht selten von Kamelen begleitet. Beliebt am Heiligen Abend ist das Spiel "Urne des Schicksals". Jeder darf solange ziehen, bis er ein kleines Geschenk bekommen hat. Die Christmesse wird in Spanien "Misa del Gallo", Messe des Hahns bezeichnet, weil dieser in Bethlehem als erster die Geburt Christi verkündet haben soll.
Die Spanische Weihnacht im RadioKulturhaus gab einen Einblick in die spanischen Weihnachtstraditionen. Carmen Botella, Adriana García Mayer, Jesús Navarro Rodrigo und Óscar Payá, begleitet von Juan de la Rubia an der Orgel, sangen Villancicos. Lieder aus Katalonien und dem Baskenland waren genauso zu hören, wie solche aus Andalusien oder Murcia. Wobei das Ensemble neben den modernen und regionalen Weihnachtsliedern einen besonderen Schwerpunkt mit Volad Filomenas, Canten dos jilguerillos oder Soberana Maria dem 16. und 17. Jahrhundert widmete. Diese Lieder sind vor allem von der Marienverehrung geprägt.
Herbert Maurer liest aus Emilia Pardo Bazans "Das Geschenk der drei Könige". Emilia Pardo Bazan (1851-1921) wurde als erste Frau 1906 auf den Lehrstuhl für Literatur an der Universität Madrid berufen. Die Schriftstellerin, die im Roman "Misericordia" tiefe Einblicke in das Madrider Bettlerwesen vermittelte, beschreibt Weihnachten immer wieder vor sozial dramatischen Kulissen. Das hebt dieses literarische Werk weit über romantische Weihnachtsgeschichten hinaus.
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Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Kulturabteilung der Spanischen Botschaft Wien.
Service
¡ Feliz Navidad! - Spanische Weihnacht
Dienstag, 14. Dezember 2010
19:30 Uhr
Großer Sendesaal