Im Zeit-Raum

Entwicklung mitgestalten - Helfen und/oder Ermächtigen? Almaz Böhm und Afrika-Experte Walter Schicho im Gespräch mit Johannes Kaup.

Es war wohl die legendärste Wette in der Fernsehshow "Wetten, dass? ", die das Leben des Schauspielers Karlheinz Böhm und in Folge das Leben von hundertausenden Äthiopiern verändern sollte. Angesichts der Hungerkatastrophe in der Sahelzone wettete Böhm am 16. Mai 1981 "dass nicht einmal ein Drittel der Zuschauer, die uns jetzt in Österreich, der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland zusehen, bereit ist, nur eine Mark für die hungernden Menschen in der Sahelzone zu spenden. Und diese Wette möchte ich gern verlieren." Karlheinz Böhm verlor, denn die Zuschauer überwiesen ihm den damals sagenhaft hohen Betrag von 1,7 Millionen Mark.

Böhm bot daraufhin den Ländern Tschad, Sudan und Äthiopien seine Hilfe an. Von diesen reagierte Äthiopien als erstes auf dieses Hilfsangebot. Im Oktober 1981 flog Böhm erstmals nach Äthiopien und gründete am 13. November 1981 den Verein "Stiftung Menschen für Menschen". Das erste Hilfsprojekt widmete sich 1982 der Ansiedlung von etwa 1.500 Halbnomaden des Stammes der Hauiwa in Babile, Ost-Äthiopien. Gemeinsam mit diesen Menschen wurden im Erer-Tal vier neue Dörfer erbaut. 1999 wurde seine engste Beraterin und Ehefrau, die Agrarexpertin Almaz Böhm, einstimmig zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Seit 2008 ist sie als geschäftsführender Vorstand tätig.

Böhms Verein "Menschen für Menschen" verknüpft seit 30 Jahren Maßnahmen aus den Bereichen Bildung, Landwirtschaft, Wasser, Gesundheit, Infrastruktur und Soziales. Diese geben den Menschen in Äthiopien die Voraussetzungen dafür, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich aus eigener Kraft eine bessere Zukunft zu schaffen. "Menschen für Menschen" betreibt in neun Regionen Äthiopiens, die zusammen zwei Drittel der Fläche Österreichs entsprechen, eine Vielzahl von langfristig angelegten Projekten im Bereich Wasserversorgung, Mikrokredite, Frauenförderung, Bildungsprogramme und Schulbau. Ziel ist es, die Lebenssituation der Menschen zu verbessern und so die Last ihrer Armut zu verringern. Almaz und Karlheinz Böhm verstehen die Arbeit in Äthiopien als Zeichen sozialer Verantwortung - als "Menschen für Menschen".

Die Essl Foundation hat Almaz und Karlheinz Böhm den Essl Social Prize 2011 zuerkannt. Die mit 1 Million Euro dotierte Auszeichnung wird für ihr jahrzehntelanges Engagement für die Linderung der Armut und Not in Äthiopien, sowie für ihren "integrierten ländlichen Ansatz" vergeben. Johannes Kaup spricht mit Almaz Böhm und dem Wiener Afrika-Spezialisten Walter Schicho (Professor für Zeitgeschichte, Angewandte Sprachwissenschaft und Internationale Entwicklung an der Universität Wien) über Inhalt, Motive und Selbstverständnis einer Entwicklungsarbeit, mit der Menschen für andere Menschen eine lebenswerte Zukunft ermöglichen.

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Wiener Zeitung, Biorama und mit TW 1, unterstützt von der Essl Foundation.

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Donnerstag, 17. Februar 2011
18:30 Uhr
Großer Sendesaal