"Der Tag ist in die Nacht verliebt" - Frank Hoffmann und das Ensemble Wild

Frank Hoffmann las Gedichte von Heinrich Heine, musikalisch begleitet wurde er vom Ensemble Wild.

Im Mittelpunkt des Abends stand jener - nicht unbeträchtliche Teil - von Heines Werk, der sich um die Himmelsmacht "Liebe" dreht. Die erwartungsvolle, die erfüllte, die unerfüllte, die melancholische, die jauchzende und die enttäuschte Liebe.

Den musikalischen Teil des Programms gestaltete das Ensemble Wild, das in ungewöhnlicher Besetzung musiziert. Die Geschwister Andrea (Flöte), Michaela (Violine) und Angelika Wild (Cello) sowie die Pianistin Angelika Ortner mischten in ihrem Programm Filmmusik, lateinamerikanische Klänge sowie Auftragskompositionen.

Frank Hoffmann im Interview

Welchen persönlichen Bezug haben Sie zu den Gedichten Heines?

Bei Heinrich Heine ist es so, dass es sich zu neunzig Prozent um Liebesangelegenheiten im weitesten Sinne handelt. Nicht nur um die Liebe von Mann zu Frau, sondern auch um Liebe zum Heimatland ("denk ich an Deutschland in der Nacht…"), zur Natur, zu den Dingen. Mir scheint, dass Heine aus der Enttäuschung heraus die bravourösesten Gedichte geschrieben hat. Es schwingt auch immer eine melancholische Grundmelodie mit bei Heine, sie durchzieht sein ganzes Schaffen. Das ist ja auch das Schöne, diese Ambivalenz: Selbst in den heitersten Gedichten schwingt ein Hauch von Endzeitstimmung mit. Ich mag diese Molltöne in seiner Dichtung. Ich werde an dem Abend unter anderem die "Waldeinsamkeit" lesen, eine Ballade, die auch nicht wirklich gut ausgeht. Dieses Gedicht hat eigentlich meine Liebe zu Heine erst auf den Plan gerufen - ich habe damals eine CD von Oskar Werner in die Hand bekommen, der die "Waldeinsamkeit" gelesen hat. Er hat das so wunderbar gelesen, dass ich mich lange Jahre nicht getraut habe, dieses Gedicht zu lesen. Mittlerweile traue ich mich aber (lacht).

Sie sind sehr vielen Menschen durch die TV-Sendung "Trailer" bekannt, die zwei Dekaden lang lief. Stört es Sie, noch heute darauf angesprochen zu werden?

Es stört mich überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich freue mich. Jetzt sind es bald zwanzig Jahre seit der letzten Sendung von "Trailer", und dass die Leute heute noch davon reden, ist ein Kompliment. Das muss einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Ich habe 1975 mit "Trailer" angefangen, da gab es zwei Sender, und das bedeutete einerseits "Politik" und andererseits "Unterhaltung". Das Fernsehen war noch nicht so weitgestreut wie heute, man hatte zwei Kanäle, und auf einem lief dann eben zuerst der "Trailer" und dann die "Sportschau" - was gut war, weil Leute, die die "Sportschau" sehen wollten, gelegentlich auch bei mir vorbeigekommen sind. Es war eine schöne Zeit, aber es war dann auch gut, als sie vorbei war - ich war zu dem Zeitpunkt nicht mehr so eng mit Wien verbunden, hatte mich vom Burgtheater ein wenig gelöst und konnte so eben auf der ganzen Welt Dinge machen, die mir angeboten wurden. Diese hätte ich nicht machen können, wäre ich ortsgebunden gewesen.

Als Theaterschauspieler blicken Sie auf Gastspiele in den Opernhäusern Tokios, San Franciscos und Los Angeles' zurück - gibt es etwas, das Ihnen aus dieser Zeit besonders in Erinnerung blieb?

Besonders wohl gefühlt habe ich mich in San Francisco, wo ich auch lange war. San Francisco ist eine unglaublich schöne Stadt. Ich habe dort auch festgestellt, dass das Theater der sechste Kontinent ist. Jedes Theater, in das man hineinkommt - gleichgültig auf welchem Kontinent - hat diese spezielle Atmosphäre, und das gibt ein gewisses Gefühl von Zuhause, und da fühlt man sich als Bühnenkünstler einfach wohl. San Francisco war besonders, weil auch die Leute ganz besonders ihre Oper geliebt haben. Ich werde öfters gefragt, ob ich mir vorstellen könne, in Amerika zu leben, und antworte dann: "Ob in Amerika weiß ich nicht, aber in San Francisco: ja".

Sie sind ja auch als großer Jazzliebhaber und -kenner bekannt. Was befindet sich derzeit im CD-Player von Frank Hoffmann?

Im Augenblick "Manhattan Project", ein Album mit Michel Petrucciani, Wayne Shorter und Stanley Clarke. Und ein Album von Heli Deinboek, der war gerade bei mir und hat mir seine neue CD gegeben, in die werde ich demnächst reinhören.

Das Interview mit Frank Hoffmann führte Markus Brandstetter.

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Wiener Zeitung.

Service

"Der Tag ist in die Nacht verliebt" - Frank Hoffmann und das Ensemble Wild
Freitag, 18. November 2011
19:30 Uhr
Großer Sendesaal

Frank Hoffmann
Ensemble Wild