Opernwerkstatt: Annette Dasch und Daniel Schmutzhard
Multitalent Annette Dasch: Von der Dachdeckerin bis zur Elsa in Bayreuth
Schon bei ihrem internationalen Durchbruch in Salzburg 2007 als Armida in der gleichnamigen Haydn-Oper begeisterte sie nicht nur durch ihre vokalen Fähigkeiten. Der "Treppensturz" wurde ebenso bestaunt und beklatscht wie ihr engagiertes Singen. Annette Dasch rollte damals in einer teuflisch schwierigen Koloratur-Arie über eine breite Treppe und riskierte tatsächlich Kopf und Kragen. Dieser Charakterzug entspricht voll und ganz dem Temperament der 1976 in Berlin geborenen Sängerin: Sie träumte als Kind davon, eines Tages Dachdeckerin (Alternative: Rockstar) zu werden: Abenteuerlust steckt offenbar in den Genen der Sängerin, die als Halbwüchsige zu den Pfadfindern stieß und ursprünglich zur Klarinettistin ausgebildet wurde.
In jedem Fall ist sie ein Multitalent. Denn die Sopranistin, die seit drei Jahren regelmäßig im Sommer in Bayreuth als Elsa (neben Klaus Florian Vogt als Lohengrin) auftritt und 2009 an der Met als Figaro-Gräfin debütierte, leitet seit mehr als fünf Jahren eine mehr als erfolgreiche Fernseh-Talkshow unter dem vielsagenden Titel "Annettes DaschSalon". Hier tritt sie als Gastgeberin auf, führt Interviews, wechselt sich mit Gästen als Sängerin ab und musiziert mit Instrumental-Ensembles. TV-gerechte Hausmusik nennt sie das Erfolgsprogramm, das andere Sender schon erfolglos zu kopieren versuchten.
Seit einigen Monaten hat die unkonventionelle Sängerin zusätzlich eine neue Rolle: Sie ist Mutter einer kleinen Tochter. Der Vater ist Ehemann und Bariton – Bühnenkollege aus Tirol Daniel Schmutzhard. Und weil Daniel Schmutzhard fix in Frankfurt engagiert ist, hat auch Annette Dasch ihren Lebensmittelpunkt von der Spree an den Main verlagert.
Jedenfalls startete die Karriere der Tochter des Direktors eines ehemaligen Jugendgefängnisses im Jahr 2000. Damals gewann sie in einem Jahr den Maria-Callas-Preis in Barcelona, den Robert-Schumann-Wettbewerb in Zwickau und den Concours de Genève, drei Preise, die unterschiedlicher nicht sein können. Und Oper ist bis heute nur eine von mehreren Karriere-Säulen von Annette Dasch (sieht man von der TV-Moderatorin ab): Denn sehr oft gibt die Künstlerin Liederabende, tritt bei Konzerten (vor allem mit Alter Musik) auf und hat schon unter den größten Dirigenten von Sir Simon Rattle bis Daniel Barenboim und Christian Thielemann gesungen.
Sie ist darüber hinaus sehr wählerisch bei der Auswahl von Premieren. An der Wiener Volksoper wird sie etwa am 8. Juni 2012 in einer Rolle debütieren, die ihr auf den Leib geschrieben zu sein scheint. "Madame Pompadour" – die letzte und besonders erfolgreiche Operette von Leo Fall (1922 in Berlin uraufgeführt) – bringt Ohrwürmer wie "Joseph, ach Joseph, was bist du so keusch" oder "Heut könnt' einer sein Glück bei mir machen" und wird vom Berliner Regisseur Hinrich Horstkotte in Szene gesetzt.
Ähnlich vielfältig sind auch die CDs und DVDs, die es mit Annette Dasch gibt: Sie reichen von Deutschen Barockliedern über Deutsche Volkslieder bis zum "Buch mit sieben Siegeln" von Franz Schmidt, auf einer anderen CD kann man die verschiedenen Armida-Kompositionen vergleichen – von Haydn bis Gluck und von Jommelli bis Händel. Unter Christian Thielemann entstand eine Aufnahme der 9. Sinfonie von Beethoven, weiters existiert eine Einspielung mit Mozart-Arien und eine Aufnahme des "War Requiem" von Benjamin Britten.
Die Karriere von Annette Dasch verspricht jedenfalls noch so manche Überraschung – und das gleiche gilt für ihren Ehemann Daniel Schmutzhard, der fünf Jahre lang ein "Rising Star" der Wiener Volksoper und ebenfalls Gast in der "Opernwerkstatt" war.
Text: Peter Dusek
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Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Wiener Zeitung.
Service
Opernwerkstatt: Annette Dasch und Daniel Schmutzhard
Sonntag, 3. Juni 2012
17:00 Uhr
Großer Sendesaal
Annette Dasch