Verdi ist der Mozart Wagners – Cornelius Obonya

Cornelius Obonya betätigte sich als Opernführer und las aus den satirischen Texten Eckhard Henscheids über Giuseppe Verdi. Begleitet wurde er von der Pianistin Valeria Bonifazi.

Cornelius Obonya gab Tipps für Opernfreunde (und bisherige Opernhasser), erging sich in ca. 26 Definitionen der Gattung Oper, verkündete das Ergebnis des Kompositionswettbewerbs "Das schönste Herzklopfen", ließ Verdis 27 Vaterfiguren Revue passieren (Fazit: "Nicht nur fürchterlich, sondern schon ganz furchtbar") und entdeckte "das genuin Verdische" in der "Gemütlichkeit", das er justament im "letzten Schnauferl" dingfest macht, im "schönen Operntod". Feuilletonistische, satirische und nonsensnahe Texte stehen in Henscheids Bestsellern "Musikplaudertasche" oder "Mozart ist der Verdi Wagners" unbeschildert nebeneinander.

Stoppen ließ sich Cornelius Obonya, der "Meistersprecher von Wien", nur von Verdi-Musik und von der in Wien lebenden Pianistin Valeria Bonifazi. Ein Abend zum 200. Geburtstag von Giuseppe Verdi. Konzept und Dramaturgie: Peter Kislinger.

Cornelius Obonya im Interview mit Claudia Gschweitl

Sie haben mit Sprechrollen bei den Salzburger Festspielen und an der Wiener Staatsoper bereits Erfahrungen auf der Opernbühne gesammelt. Wie ist denn Ihr persönlicher Zugang zur Oper?

Es ist ganz seltsam. Manchmal halte ich Oper szenisch nicht aus und würde mir andere Dinge wünschen, weiß aber auch nicht wie, weil ich kein Regisseur bin. Andererseits schätze ich an der Oper wahnsinnig, dass die Geschichten letztendlich immer gültig sind. Und ich gehöre zu denen, die diese wirklich erzählt bekommen möchten, also die Geschichte selber ist mir wichtiger als der Gesang.

Gefallen Ihnen die Opern Verdis?

Ja und wie. Ich habe als 15-Jähriger "Rigoletto" rauf und runter gehört. Verdi ist für mich kaum zu schlagen, diese Musik ist unglaublich.

War Gesang für Sie nie eine Option? Sie waren ja zuletzt im Musical "The Producers" höchst erfolgreich.

Ich hätte die Stimme gehabt, ich weiß, dass ich Bariton bin. Als ganz junger Mensch habe ich tatsächlich einmal Ioan Holender vorgesungen, allerdings nur als Stimmtest. Eigentlich wollte meine Mutter wissen, ob da ein Potential ist. Da wir aber in der Familie mit Gesang null zu tun haben, musste man es einem Profi anvertrauen, diese Frage zu beantworten. Ich hätte unter Umständen den Tenor geschafft, wenn ich mich ausbilden hätte lassen. Aber mein Interesse für die Oper war immer weniger vorhanden als für's Theater.

Für das RadioKulturhaus-Publikum betätigen Sie sich nun als Opernführer, speziell geht es um Giuseppe Verdi und Richard Wagner.

Der Abend wird ein Führen durch die Welt, die die beiden verbunden hat und vor allem auch durch die Welt, die die beiden getrennt hat. Vom Herzen und von der politischen Ausrichtung her, bin ich eher ein "Verdianer". Obwohl ich auch der Musik Wagners an vielen Stellen etwas abgewinnen kann. Ich mag auch das Brimborium. Den Walkürenritt könnte ich zum Beispiel immer wieder hören. Es zeugt ja auch für die Qualität dieses Komponisten, dass ein Film wie "Apocalypse Now" den Walkürenritt berühmter in der Welt gemacht hat, als er jemals war. Man bringt dieses Werk mit so etwas Fürchterlichem und diesen scheinbar modernen Bildern zusammen, und die Musik trägt immer noch.

Cornelius Obonya

Cornelius Obonya

(c) Anjeza Cikopano

Der deutsche Schriftsteller Eckhard Henscheid meint, das Opernpublikum hätte keinen Humor. Er schreibt: "In Berührung mit Oper werden offenbar selbst sonst zurechnungsfähige Menschen entweder geschraubt – oder sie lockern ihre Schrauben derart rücksichtslos zum Geistverlassen hin, dass vice versa Sorge um die Oper sich einstellen möchte". Stimmt das?

Da kann ich von meiner "Ariadne"-Erfahrung berichten: Ich spielte den Monsieur Jourdain, der während der Arien dazwischenredet, so steht es schon in der Urfassung. Da wurde "RU-HE" gebrüllt, obwohl ich einfach nur meinen Text gesprochen habe. Das ist natürlich das schönste Erlebnis für einen Schauspieler, wenn das so real rüberkommt, dass der/die Opernbesucher/in sich massiv gestört fühlt. Das war natürlich extrem humorlos. Nach fast anderthalb Stunden hätte man eigentlich kapieren können, dass das nicht so ernst gemeint war … Man kann das natürlich nicht verallgemeinern, aber es ist schon was Wahres dran.

Das österreichische Publikum ist wohl am ehesten dafür bekannt, dass es bei Besetzungsfragen gerne mitredet.

Ja, das ist der Klassiker in Österreich, und Gott – oder wer immer das tut – schütze dieses Land, dass das so bleibt. Das findet man in keinem Land der Welt mehr, dass man sich so um die Kunst kümmert. Die Leute hier hören schlicht und ergreifend wahnsinnig gerne Geschichten. Wir haben ja auch tolle Sagen und Märchen. Ich könnte mir vorstellen, dass das mit der Geschichte zu tun hat, weil die Völker hier immer quer durchgewandert sind. Das Publikum weiß tatsächlich auch sehr viel, und die, die nichts wissen, machen trotzdem den Mund auf. Aber das ist auch wunderbar komisch und bereichernd.

Der Trubel um Ihre "Jedermann"-Besetzung war sehr groß. Geht Ihnen das nicht manchmal auch auf die Nerven?

Wenn es mir wirklich auf die Nerven ginge, hätte ich den falschen Beruf ergriffen. Das gehört einfach dazu.

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Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Reclam Verlag sowie mit Unterstützung des Italienischen Kulturinstituts und der PRIVAT BANK AG der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich.

Service

Verdi ist der Mozart Wagners – Cornelius Obonya
Freitag, 15. Februar 2013
19:30 Uhr
Großer Sendesaal