GARUFA! – Ach, du liebe Weihnachtszeit!

Liebe, Leidenschaft, Nostalgie, Einsamkeit... In welchem Tango geht es nicht darum? Mit viel Ironie präsentierte GARUFA! ein anderes Gesicht der Musik des Rio de la Plata. Ein Weihnachtskonzert der besonderen Art – nicht nur für Tangofans!

Garufa

(c) Liechtensteiner Gitarrentage

Wenn die vier sympathischen Herren aus Uruguay und Venezuela die ersten Noten eines Stückes spielen, ist es für das Publikum keineswegs klar, was in den nächsten Minuten passieren wird. Denn parallel zum musikalischen Geschehen verwandeln überraschende Showeinlagen jedes GARUFA!-Konzert in ein humoristisch-theatralisches Feuerwerk.

In wechselnden Bühnenszenen und fliegendem Rollentausch – alles virtuos südamerikanisch rhythmisiert - wurden bekannte und unbekannte Weihnachtslieder aus aller Herren Länder mit Instrumentalstücken und A-Cappella-Gesang neu interpretiert. Wobei Letzterer mitunter textlich vom Thema abschweifen konnte. Mit: Oscar Moreira (Gesang), Felipe Medina (Kontrabass, Gesang), Ignacio Giovanetti (Gitarre, Gesang) und Alejandro Loguercio (Geige, Gesang).

Eine rasante Tour entlang der Längs- und Querachsen von Weihnachtsgeschichte(n)
Die Musik führte die vier Bandmitglieder von Garufa! vor gut zehn Jahren in Wien zusammen: Die Uruguayer Ignacio Giovanetti (Gitarre/Gesang), Oscar Moreira (Gesang) und Felipe Medina (Kontrabass/Gesang) und der Venezolaner Alejandro Loguercio (Violine/Gesang) lernten einander an Universität und Konservatorium im Rahmen ihrer jeweiligen Klassik-Studien kennen.

Von eben dieser klassischen Ausbildung kann man sich am 20. Dezember überzeugen – täuschen lassen sollte man sich aber nicht davon. Dass ihr Repertoire weit über das hinausgeht, was man sich gemeinhin als "klassisch" vorstellt, haben die vier Musiker bereits im Herbst 2012 gezeigt, als sie im Großen Sendesaal mit der Uraufführung einer Retro-Tango-Show reüssierten.

A-cappella-Gesang, Instrumentalmusik und humorvolles Schauspiel prägen auch das Programm "Ach, du liebe Weihnachtszeit!", das nun im RadioKulturhaus erstmals gezeigt wird. Der Titel lässt es bereits erahnen: Hier setzt man sich mit einem jährlich wiederkehrenden Zeremoniell auseinander, das für Staunen, Freude aber auch für Aufstöhnen sorgen kann – über all das, was an Traditionen so zu durchlaufen ist.

Spannung erzeugt das Ensemble durch das gekonnte Jonglieren mit Raum und Zeit: Gegenwärtiges steht neben Vergangenem, so ist etwa ein Oratorium zu hören, das – lange Zeit unentdeckt – nun in einem jesuitischen Kloster in Paraguay entdeckt worden sei und in spanischer Sprache mit deutschen Übertiteln zur Aufführung gelangt. Dass die Vier es mit dem Wahrheitsgehalt der Historie nicht ganz
so genau nehmen, sorgt für höchst unterhaltsame Unschärfen.

"Es handelt sich um lateinamerikanische Barockmusik, die wir mit Bolero und Salsa arrangieren", erklärt Felipe Medina. Hier wie an anderen Stellen des Programms werden auch Folklore-Instrumente eingesetzt: Charango – ein Zupfinstrument, ursprünglich hergestellt aus dem Panzer eines Gürteltiers – indianische Trommeln oder auch Cuatro (eine kleine viersaitige Gitarre).

Gebräuche Südamerikas und Europas werden munter durchmischt, womit einer Integration Tribut gezollt wird, die längst stattgefunden hat.

"Es wird in der Show auch darum gehen, was wir so machen müssen. In Uruguay und Venezuela gibt es sehr viele spanische Einflüsse. Aus Tradition und Respekt unseren Großeltern und Urgroßeltern gegenüber essen wir beispielsweise Sachen, die bei 40 Grad völlig deplatziert sind", erzählt Felipe Medina, und Ignacio Giovanetti führt aus: "Der ganze Kontinent besteht aus ehemaligen Kolonien, daher sind manche Bräuche quasi importiert worden, zum Beispiel das Essen zur Weihnachtszeit: Torrone, Panettone, Nüsse. Da gibt es fettes, schweres Essen – und eigentlich passt das überhaupt
nicht zur Jahreszeit, das ist Winteressen. Dann sitzt du bei 30 Grad neben einem Weihnachtsbaum mit künstlichem Schnee drauf – wo es in der Natur nirgends Schnee gibt."

Der Kommerzialisierung des großen Festes begegnen GARUFA! mit einem liebevollen Augenzwinkern:

"Meine Eltern haben noch mit dem Christkind gefeiert. Zu der Zeit, als ich geboren wurde, hat schon Papa Noel die Geschenke gebracht. Der hat es auch schwer, bei 40 Grad muss er einen roten Wintermantel anziehen, als wäre er in Alaska – und dabei soll er auch noch lachen!" so Felipe Medina.

Bei aller Durchmischung gibt es nach wie vor auch wesentliche Unterschiede zwischen den Gebräuchen, so ereignet sich das traditionelle Highlight des Heiligen Abends in Südamerika um Punkt zwölf:

"Um Mitternacht tauchen die Geschenke plötzlich auf mysteriöse Weise auf. In meiner Kindheit haben wir zur Ablenkung vor der Bescherung alle am Balkon Feuerwerk geschaut. Es gibt da so viele Feuerwerke wie in Österreich zu Silvester", erzählt Ignacio Giovanetti.

Wo hierzulande Stille gefragt ist, damit das Christkind in Ruhe seine Arbeit tun kann, leitet andernorts eine ordentliche Portion an akustisch-visuellen Reizen das Wundersame ein. Aus Unterschieden wie
diesen erwächst die Show von GARUFA!

Mit den Traditionen sind es auch die Perspektiven, die zum unterhaltsamen Jonglieren herangezogen werden. Ob mit einem A-cappella-Arrangement von "Es wird scho glei dumpa" oder auch einer Krippenszene aus Sicht der Tiere – Fremdperspektiven schaffen hier produktives Chaos und werfen ein neues Licht auf ein vermeintlich bekanntes Fest. Bei allem Spaßmachen ist es ein immer respektvolles Spiel mit unterschiedlichen Zugängen – eine furiose Einstimmung auf ein anstehendes großes Fest, das Menschen über die Zeiten und Kontinente verbindet.

Text: Susanne Berndl

Service

GARUFA! – Ach, du liebe Weihnachtszeit!
Freitag, 20. Dezember 2013
19:30 Uhr
Großer Sendesaal

GARUFA!