Bild von Ferdinand Melichar

(c) Ferdinand Melichar

Kunstraum Radio: FERDINAND MELICHAR

Seit seiner Gründung macht das ORF RadioKulturhaus das akustische Medium Radio auch mit anderen Sinnen erlebbar. Mit wechselnden Ausstellungen erweitert es den akustischen Raum zu einem visuellen und haptischen.

Folgerichtig spielte von Anfang an die Bildende Kunst eine wichtige Rolle bei der Gestaltung: von der von Johann Garber bemalten Ohr-Skulptur vor dem Eingang des ORF RadioKulturhauses bis zu Oswald Tschirtners Kopffüßler-Zeichnungen und wechselnden Ausstellungen aufstrebender Künstler:innen im Foyer des Großen Sendesaals.

Ab Oktober 2022 ist die Ausstellung "FIVE YEARS" von Ferdinand Melichar zu sehen.

David Bowie sang 1972 "5 years, that's all we' ve got ..."
Die Frage wie spät es ist, wie viel Zeit wir noch haben, stellt sich aus heutiger Sicht nicht mehr, sie ist längst überholt. Wir wissen es doch alle, oder etwa nicht? Als ich vor mehr als 40 Jahren, ich war fast noch ein Bub, die mir damals bekannten "Entscheidungsträger" mit den Prognosen des Club of Rome konfrontierte, erntete ich mitleidige Kommentare. Wenn ich mich dann aber nicht abwimmeln ließ und weiter argumentierte, immer mehr Oberwasser gewann, wurde das Gespräch von diesen sogenannten Entscheidungsträgern regelmäßig mit dem Satz: "Schneiden sie sich erstmal die Haare, bevor sie mir da weiter auf die Nerven gehen, junger Mann", beendet.

Viel hat sich seit damals nicht geändert, die Medien haben sich zwar des Themas bemächtigt aber wie so oft, wenn die Medien sich eines Themas bemächtigen und uns Menschen damit bombardieren, stumpfen wir kollektiv ab, was vermutlich Teil unserer Natur und auch des Planes ist, wie auch immer der aussieht (wobei Tatsachen wie der brennende Kontinent Afrika, das Ozonloch oder die Permafrostböden der Erde, die sich gerade auflösen, usw. ohnehin nicht mehr thematisiert werden).

Bild von Ferdinand Melichar

(c) Ferdinand Melichar

Ich sehe mich als Künstler (oder was das sein soll), immer noch mit der Aufgabe betraut, Bewusstsein für die Wirklichkeit (oder was das nun wieder sein soll), zu schaffen. Wie mir das gelingen will? Indem ich meine radikal subjektive Wirklichkeit abbilde, den Versuch riskiere, sie ins Bewusstsein des Betrachters, der Betrachterin zu rücken, hoffe ich die kollektive Wahrnehmung zu erweitern, zu öffnen. Allerdings bleibt der Erfolg meines Unterfangens nach wie vor bescheiden, obwohl ich mir längst die Haare geschnitten habe. Sie sind mir in der Zwischenzeit sogar ausgefallen und auch das hat nichts genützt. In Anbetracht der Milliarden Menschen, die unter für uns unvorstellbaren Umständen leben, sind diese meine Sätze selbstverständlich nichts anderes als wehleidig, eitel und feige. Und doch sollten wir nicht vergessen, dass gerade der größte Enteignungsprozess der Menschheitsgeschichte stattfindet. Paradoxer Weise enteignet ausgerechnet der Kapitalismus (und das sind wir), die gesamte Menschheit. Er nimmt uns unseren Lebensraum, die Luft zum Atmen, das Wasser. Er nimmt uns unsere Welt. (Ferdinand Melichar)

"Wir nehmen uns alles und nichts bleibt
Wir nehmen uns alles und es bleibt uns nichts
Indem wir uns alles nehmen, nehmen wir uns alles."

Ferdinand Melichar, geboren 1962 in Hannover/ Deutschland, studierte an der Akademie der Bildenden Künste unter anderem bei Markus Prachensky.

Seine überwiegend gegenständliche Malerei wird meist im Kontext der "Jungen Wilden" wahrgenommen und zeichnet sich durch einen Hang zum Narrativen aus: Es sind meist im Bild festgefrorene Erzählungen, die Autobiographisches, Exzessives, Obessives und Archetypisches mischen. Manche dieser großformatigen Ölbilder wirken wie Planskizzen zu einem Film und tatsächlich hat der Künstler mehrere Drehbücher geschrieben, darunter eines, das vorab als Malzyklus unter dem Titel „Am Leben malen“ realisiert wurde und Beziehungskomplikationen verhandelt.

In seinen Waldstudien, aber auch in den zerklüfteten (Selbst)Porträts und dicht gestaffelten Figurengruppen, manches davon in bewusster Unschärfe, schafft Ferdinand Melichar künstlerische Orte, an denen der Betrachter mit seinen Urängsten aber auch mit seinen Sehnsüchten konfrontiert wird.

Seit 1986 hatte der Künstler ca.20 Einzelausstellungen und 100 Ausstellungsbeteiligungen im In und Ausland und arbeitet auch an zahlreichen Filmprojekten, wie "Cést la vie" (2018) und "Wald der Fraunen" (2020)
Der Künstler lebt und arbeitet in Wien.