Aus dem Archiv: 60 Jahre Fernsehen

Das RadioKulturhaus feierte das 60-jährige Bestehen des ORF-Fernsehens mit prominenten Gästen und Schätzen aus dem Archiv.

Das RadioKulturhaus feierte das 60-jährige Bestehen des ORF-Fernsehens mit prominenten Gästen und Schätzen aus dem Archiv.

Zu Gast bei Gerhard Tötschinger waren Persönlichkeiten, die das ORF-Fernsehen maßgeblich prägten und prägen: Sigi Bergmann, Dagmar Koller, Chris Lohner, Peter Rapp, Peter Resetarits und Othmar Urban. Die Zuspielungen aus dem ORF-Fernseharchiv präsentierte Regina Nassiri.

Herbst 1954: Zu seinem 30-jährigen Bestandsjubiläum macht der ORF im Künstlerhaus die Novität Fernsehen zugänglich. Kameras zeichnen in einem Raum auf, was auf Fernsehgeräten im Nebenraum erscheint. Das Fernsehstudio ist den Besucherinnen und Besuchern magische Kunstinstallation: Sie können kaum fassen, dass die Figuren in diesem Kasten zur gleichen Zeit in Fleisch und Blut nebenan agieren – laufen zwischen den Räumen hin und her, um den Eindruck der leibhaftigen Menschen mit den bewegten Bildern abzustimmen.

Am 1. August 1955 konnte man die neue Sensation beim Radiohändler kaufen. Es war nicht allein das für den Laien undurchschaubare technische Verfahren, das dem frühen Fernsehen seine Magie verlieh: In den ersten Fernsehjahren gab es kaum mehr als 1.200 angemeldete Geräte, die Leute kamen u.a. in den Fernsehräumen von Cafés zusammen, erlebten das Programm gemeinsam – und fühlten sich zugleich einzeln angesprochen, einzeln gemeint.

Die Illusion der direkten Kommunikation wird Jahrzehnte später wunderbar persifliert, als "Kottan" seinen Unmut über Chris Lohners Programmansage mit einer angedrohten Ohrfeige gen Fernseher äußert, und Lohner – erst zusammenzuckend, dann lapidar – entgegnet: "Na, für's Programm kann i nix."

Lukas Resetarits zum Phänomen Fernsehsprecherin: "Die Klammer über das ganze Programm war immer die Dame, die sozusagen die Göttin des Fernsehens war und uns gesagt hat, was heute oder morgen kommen wird."

Doch nicht nur für das Fernsehpublikum war der Kontakt zu den kleinen Menschen im Fernsehgerät neu, auch die Schauspieler/innen mussten sich an einen neuen Fokus gewöhnen. Otto Schenk etwa erinnert sich an die Dreharbeiten zur "Familie Leitner": Sketches, die zuvor für lustig befunden wurden, funktionierten als Film plötzlich nicht mehr. Schnell wurde allen Beteiligten klar, dass das Spiel zugunsten eines authentischeren Ausdrucks zurückgenommen werden musste. Die Akteure treten aus der erhöhten Totale der Bühne heraus und kommunizieren fokussiert mit der Kamera, dem Publikum.

Die nunmehr 60 Jahre, in denen sich das österreichische Fernsehen vom Programm für einen exklusiven Kreis zum erfolgreichen Massenmedium entwickelt hat, nimmt das RadioKulturhaus zum Anlass, sich zu erinnern – mit dem Gedächtnis des ORF-Fernsehens, dem Fernseharchiv, das sich permanent weiterentwickelt.

Was heute im Fernsehen läuft, ist morgen Archivmaterial. Große Naturdokumentationen werden bereits in Ultra HD (viermal höher aufgelöst als HDTV) produziert und nach Ausstrahlung archiviert, das Dateiformat wird erst in einigen Jahren über Satellit gesendet werden können.

In der Veranstaltungsreihe "Aus dem Archiv" repräsentiert Regina Nassiri das ORF-Fernseharchiv. Conférencier ist Gerhard Tötschinger. Eine Spezialausgabe der Reihe blickt in Gesprächen und bewegten Bildern auf Ereignisse zurück, die die vergangenen Jahrzehnte geprägt haben – und auch auf Formate wie "Spotlight", "Ohne Maulkorb" und "Sport am Montag". Die Moderatoren und Entertainer Sigi Bergmann, Dagmar Koller, Chris Lohner, Peter Rapp und Peter Resetarits sowie Othmar Urban, früherer Intendant des Landesstudio Wien, sind zu Gast. Leibhaftig auf der Bühne und zugleich in Zuspielungen auf der Leinwand. In einem Raum. Im exklusiven Rahmen des Großen Sendesaals.

Text: Susanne Berndl

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem ORF Fernseh-Archiv und ORF III Kultur und Information
Zu sehen am Samstag, 14. November 2015, 22:45 Uhr, ORFIII