Cool Britannia

Mit Alexander Hawkins, Polar Bear, Snowpoet und Sons of Kemet brachte die Wiener Musik Galerie hochkarätigen Post-Jazz aus London und Oxford nach Wien.

London wirkt wie ein Magnet. Immer mehr Jazzmusiker/innen aus aller Welt lassen sich in der 13 Millionen-Metropole nieder. Gerade ist eine junge Generation dabei, den Jazz von der Insel aus neu zu beleben, ihm erfrischende Impulse zu versetzen. Post-Jazz heißt der Trend, der viele aktuelle Strömungen einbezieht.

Alexander Hawkins

Alexander Hawkins

(c) Edu-Hawkins

Alexander Hawkins

Alexander Hawkins aus Oxford, der sowohl solo als auch im Trio gastieren wird, gilt als einer der innovativsten und visionärsten neuen Pianisten und Komponisten der britischen Jazz-Szene. In seiner Musik verbindet sich auf meisterhafte Weise Freiheit und Struktur, Komposition und Improvisation, wobei die Schönheit für das Publikum im Vergnügen liegt, Traditionelles zu erkennen, während man sich auf einer Fahrt ins experimentelle Herz des Jazz befindet.

Polar Bear

Polar Bear

(c) Jacek Zmarz

Polar Bear

Polar Bear brachte vor zehn Jahren den Umschwung. Das fünfköpfige Ensemble leitete den Generationswechsel ein, indem es sich nicht mehr an die alten Spielregeln hielt. Schlagzeuger und Bandleader Seb Rochford entwirft originelle Stücke, die sich aus entspannten Rhythmen, federnden Basslinien und singbaren Melodien sowie dem Zwiegespräch der beiden Saxofone entwickeln. Die Musik nimmt sich Zeit und öffnet Räume. Im Post-Jazz von Polar Bear ist die Elektronik ein stilbildendes Element. Der Mann am Laptop, Joystick und Sampler – John Burton alias Leafcutter John – taucht die Musik in ein digitales Klangbad. Ob Techno, House oder Drum'n'Bass – viele Sounds, die in den Clubs der Großstädte pulsieren, sehen sich hier auf originelle Weise verarbeitet.

Lauren Kinsella

Lauren Kinsella

(c) Aga Tomaszek

Lauren Kinsella

Lauren Kinsella ist eine Vokalistin aus London, die mit ihrer sechsköpfigen Gruppe Snowpoet einem Konzept folgt, das eher im Singer/Songwriter-Genre angesiedelt ist als im Jazzidiom. Über einem Strom aus E-Piano und Gitarrensounds, Basslines and Drumbeats, die elektronisch knistern und rauschen, erhebt sich in dieser noch während des Studiums an der Londoner Royal Academy of Music gegründeten Gruppe Kinsellas helle Stimme mit Texten etwa von Sylvia Plath, die unter die Haut gehen. Lyrik verwandelt sich in Songs.

Sons of Kemet

Sons of Kemet

(c) privat

Sons of Kemet

Saxofonist Shabaka Hutchings hat vor ein paar Jahren der freiimprovisierten Musik Adieu gesagt. Mit dem Ensemble Sons of Kemet, bestehend aus vier der besten jungen Jazzmusiker, die Großbritannien in den letzten Jahren hervorgebracht hat, mixt er die Körperlichkeit der karibischen Musik mit den Sounds der lärmenden Metropole. Die Gruppe ist mit zwei Schlagzeugern, Tuba und Saxofon ungewöhnlich besetzt.

Von Lauren Kinsellas atmosphärischer Vokalistik bis zu den intuitiven Interaktionen des Alexander Hawkins Trios, von der melodisch-rhythmischen Verschlungenheit von Polar Bear bis zur verdichteten Ekstatik der Sons of Kemet – der britische Post-Jazz ist keine einheitliche Stilrichtung, sondern eher als vielfältiger Trend zu begreifen, der von einer Jazzbasis ausgehend selbstbewusst und mit Verve zu neuen Ufern aufbricht.

Text: Christoph Wagner

Franz Koglmann

Franz Koglmann

(c) ORF Johannes Cizek

Wiener Musik Galerie

Die Wiener Musik Galerie – seit ihrer Gründung in den 1980er-Jahren eine Virtuosin im Zwischen-den-Stühlen-Sitzen – entwickelt konsequent das Begonnene weiter: Jazz mit Nähe zur Komposition, Komponisten/Komponistinnen mit Nähe zum Jazz.

Von Wien aus initiierten ihre Betreiber Ingrid Karl und Franz Koglmann einen Anlauf des oftmals totgesagten "Third Stream", jenes von Gunther Schuller in den 1950er Jahren so benannten Hybrids aus US-amerikanischer Jazz-Intensität und formalem Anspruch der europäischen Kunstmusik. Es ist kein Geheimnis, dass die durch Wiener Spielorte nomadisierenden Aktivitäten der Wiener Musik Galerie auch als eine Art Spiegel der musikalischen Entwicklung des Musikers und Komponisten Franz Koglmann gesehen werden können. Seit 2007 hat das RadioKulturhaus die Ehre…

Service

Cool Britannia I
Der Pianist Alexander Hawkins eröffnete solo, dann war er im Trio mit Neil Charles (Kontrabass) und Tom Skinner (Drums) zu erleben. Zweiter Act war Polar Bear: Seb Rochford (Drums), Shabaka Hutchings (Tenorsaxofon), Matana Roberts (Tenorsaxofon), Tom Herbert (Kontrabass) und Leafcutter John (Laptop, Controllers).

Donnerstag, 14. April 2016
20:00 Uhr
Großer Sendesaal

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit "Die Presse", unterstützt von der PRIVAT BANK der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich.

Service

Cool Britannia II
Lauren Kinsellas (Vocals, Writing) Projekt Snowpoet mit Josh Arcoleo (Saxofon), Matt Robinson (Keyboard), Nick Costley-White (Gitarre), Chris Hyson (Bass) und Dave Hamblett (Drums), gefolgt von Sons of Kemet mit Shabaka Hutchings (Saxofon, Klarinette), Tom Skinner (Drums), Seb Rochford (Drums) und Theon Cross (Tuba).

Freitag, 15. April 2016
20:00 Uhr
Großer Sendesaal

Wiener Musik Galerie
Alexander Hawkins
Polar Bear
Lauren Kinsella
Sons of Kemet