Live@RKH: Dubblestandart

Die Dub-Großmeister Dubbelstandard kamen mit ihrem neuen Album „Dub Realstic“ in den Großen Sendesaal.

Es gibt Künstler, die werden schnurstracks zum "Austropop-Phänomen der Stunde" erklärt. Es gibt Bands, die sind – nicht unfern dem Diktum von Andy Warhol, "In the future, everyone will be world-famous for 15 minutes" – für ein paar Wochen oder Monate weltberühmt in Österreich. Es gibt Hypes, Chartsstürmer, Stars und Sternchen. Freilich auch Dauerläufer und eher unbekannte Größen. Und es gibt Dubblestandart.

Seit 1988 besteht diese Wiener Formation rund um den Gründer Paul Zasky. Dubblestandart sind in ihrer Szene – jene der psychedelisch "deepen" Reggae-Spielart Dub – eine internationale Größe. Konzerte quer über Europa, in den USA und Kanada und die Zusammenarbeit mit bekannten Acts wie Dillinger, Ari Up, Sly & Robbie, Mad Professor, Manasseh oder Supermax legen davon Zeugnis ab. Für die Produzenten-Legende Lee Scratch Perry waren sie als Backing Band unterwegs, der Filmregisseur David Lynch stand ihnen wiederum als Gastvokalist zur Verfügung – wie auch Schriftsteller Willam S. Burroughs oder Genre-Ikone Elephant Man.

Knapp vor Jahresende 2016 erschien das 15. Dubblestandart-Album "Dubrealistic", das als Single-Vorbote eine eindrücklich sinistre Interpretation des Massive-Attack-Klassikers "Safe From Harm" ins Rennen schickte. "Ich schaffe offene und flexible Soundwelten, die live anders klingen als auf Platte, die auf das Publikum reagieren, die die Fantasie des Publikums beschäftigen", so Band-Visionär Paul Zasky im Interview. "Ein heftiger tiefer Bass ist kompromisslos und rebellisch."

Wer möchte dem Veteran der Dub-Kultur widersprechen? Mit Reggae-Schunkelseligkeit und falsch verstandenem Kulturtransfer hat diese Formation jedenfalls nichts gemein. "Derzeit geht der Trend wieder zur Wahrhaftigkeit zurück", so Zasky. "Der Kern ist Roots-Reggae, aber unsere Wurzeln liegen in Europa, deswegen klingen wir – Robbie Ost, Ali Tersch, Herb Pirker und meine Wenigkeit – garantiert immer anders." Vorschlag: Wer Dubblestandart nach so vielen Jahren immer noch nicht kennt, sollte das 2017 schleunigst ändern! Der Rest ist bei diesem Gastspiel sowieso am Start.