20 Jahre ORF RadioKulturhaus: Opernwerkstatt: Juan Diego Flórez

Den Herbst-Auftakt zu "20 Jahre ORF RadioKulturhaus" in der Gesprächsreihe "Opernwerkstatt" machte niemand geringerer als der umjubelte internationale Opernstar Juan Diego Flórez.

Florez Juan Diego bei seiner Gala für Sinfoná por el Perú an der Wiener Staatsoper (April 2015)

Florez Juan Diego bei seiner Gala für Sinfoná por el Perú an der Wiener Staatsoper (April 2015)

(c) Wiener Staatsoper Michael Pöhn

Der September startete fulminant im RadioKulturhaus: Er gehört seit 21 Jahren zu jener Handvoll Spitzensängern, die Opernhäuser füllen; für die vergessene Werke wieder in den Spielplan geholt werden und die ganze Arien wiederholen müssen – und zwar deshalb, weil sie das Publikum regelmäßig in Raserei versetzen: Der Peruaner Juan Diego Flórez – geboren am 13. Jänner 1973 in Lima – ist in seinem Fach zwischen Rossini und Donizetti schon lange ohne Konkurrenz.

Er ist attraktiv wie ein Filmstar, seine Koloraturtechnik ist einmalig und wenn er in der Regimentstochter als Tonio neunmal das hohe C anstimmt, vermeint man etwas von der "Leichtigkeit des Seins" zu verspüren, die er in seiner lockeren Art ausstrahlt. Dabei begann der schwarzgelockte Tenor als Rock- und Popsänger. Wurde 1996 eher zufällig in dem Rossini-Festival in Pesaro entdeckt, eröffnete bereits im Dezember des gleichen Jahres die Mailänder Scala und ist seit seinem Debüt an der Wiener Staatsoper im Jahr 1999 auch hier ein Publikumsliebling ohne Beispiel.

Bei seinem Abend im Großen Sendesaal am 5. September wird er seine neueste CD vorstellen. Juan Diego Flórez hat seine "Wurzeln" tatsächlich in der Welt der Pop-, Folklore- und Rockmusik. Sein Vater Ruben Flórez war ein peruanischer Folklore-Sänger und auch seine Mutter Teresa förderte sein offensichtliches musikalisches Talent, das er bei seinen Auftritten als Pop- und Folklore-Sänger – mit eigenen Texten und Arrangements – unter Beweis stellte. Dennoch begann der vielversprechende Barsänger, der schon erste TV-Auftritte absolvierte, mit 17 Jahren ein klassisches Musikstudium, lernte dort den in seiner Heimat berühmten Tenor Ernesto Palacio kennen. Dieser verschaffte ihm 1993 ein Stipendium für Philadelphia und von dort ging es in Richtung Europa bzw. zum Rossini-Festival in Pesaro. Denn Palacio hatte als erster das große Talent von Juan Diego als virtuoser Koloratur-Tenor entdeckt. Und so wartete er im Sommer 1996 auf sein Debüt in einer Nebenrolle in "Ricciardo e Zoraide".

Da wurde der Tenor für "Matilde di Shabran" krank, Juan Diego Flórez lernte in kürzester Zeit die für ihn ideale Rolle und die Operngeschichte hatte über Nacht einen neuen Star. Bereits am 7. Dezember 1996 eröffnete er mit einer Gluck-Oper die Mailänder Scala, in den Folgejahren eroberte er alle großen Opernhäuser der Welt – von der MET bis Paris und von Berlin bis San Francisco. Sein Wien-Debüt erfolgte 1999 und zwar als Almaviva in Rossinis "Il barbiere di Siviglia". Hier brachte er es in zwölf Rollen auf 104 Vorstellungen. Typisch für die Karriere von Juan Diego Flórez ist die Beharrlichkeit, nicht über seine Stimmgrenzen hinauszugehen. Er blieb beim Belcanto-Repertoire, wenn viele Kollegen längst zu Verdi und Puccini "übergewechselt" waren. Erst seit Kurzem weitet er – sehr behutsam – sein Repertoire in Richtung Werther oder Rodolfo aus. Die mühelose Höhe ist dennoch sein Markenzeichen geblieben. Seit 2007 ist Flórez mit der deutschen Schauspielerin Julia Trappe verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Juan Diego Flórez ist auch österreichischer Staatsbürger und lebt – zwischen seinen zahlreichen Auftritten – in Wien.

Seine Hobbies gelten dem Fußball, Tennis, Kochen – und weiterhin der Komposition. Und diese "Neigung" setzt er auch für sein peruanisches Musiker-Nachwuchsprojekt "SinfonÌa por el Perú" ein.
Das Interview wird teilweise in englischer Sprache geführt.

Text: Peter Dusek

Service

Opernwerkstatt: Juan Diego Flórez oder "Von der Leichtigkeit des Seins"
Dienstag, 05. September 2017
19:00 Uhr
Großer Sendesaal

Juan Diego Flórez