Im Zeit-Raum: Johannes Kaup im Gespräch mit Bärbel Wardetzki und Anton Pelinka

Narzissmus und Macht in Politik und Gesellschaft

Bärbel Wardetzki

Bärbel Wardetzki

(c) Maik Kern

Vor und nach den Wahlen kann man ein Phänomen besonders gut studieren, das auch sonst in den Führungsstrukturen zu beobachten ist. Die Narzissten sind stark im Kommen. Angesichts eines gesellschaftlichen Rechtsrucks und populistischer Verführung erleben Narzissmus und autokratische Machtstrukturen einen gefährlichen Boom. Narzissten beiderlei Geschlechts versprechen kraft ihrer Person einfache Lösungen und Rettung im Chaos des Weltgetriebes.

Dieses Phänomen ist nicht nur bei Politikern vom Schlag eines Donald Trump gut zu beobachten, sondern findet sich auch in zahlreichen zwischenmenschlichen Beziehungen bis hin zur Selbstinszenierungs- und Selfie-Kultur. Wenn Ansehen, Applaus, Macht und Karriere als höchste Werte angestrebt werden, leben wir offenbar in einer Zeit, in der der Schein oft mehr gilt als das Sein. Viele schließen sich bewusst oder unbewusst den bewunderten narzisstischen Persönlichkeiten an und stärken sie dadurch.

Denn sie versprechen sich davon, dass deren Schein auch auf sie zurückfällt und den eigenen Selbstwert stärkt. Doch der Preis ist sehr hoch, weil sich die anfänglichen Versprechen bald als uneinlösbar und hohl erweisen und man sich danach als Verführter benutzt und zurück gelassen fühlt.
Was sind die Gründe für die Verführbarkeit durch Narzissmus und Macht? Warum ist gerade der politische Populismus zur großen Bühne für Narzissten geworden? Was sind die Schattenseiten des Narzissmus? Wie umgehen mit Machtmissbrauch, der Manipulation, der Destruktivität, dem Hang zum Autoritären und zur Kontrolle? Woran können wir Blender, Lügnern und Vertreter einer postfaktischen Denkweise in Politik, Wirtschaft und in unseren Beziehungen erkennen? Wie stärken wir unsere Selbstverantwortung, unsere Beziehungen und letztlich eine lebendige Demokratie?

Bärbel Wardetzki, 1952 in Berlin geboren, Psychologin und Psychotherapeutin: Ihre Ausbildung umfasste Verhaltens- und Familientherapie, Traumatherapie, Körperarbeit, Transaktionsanalyse und das 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker. Sie arbeitete neun Jahre in der Psychosomatischen Klinik Bad Grönenbach und begann dort, sich mit den Themen Essstörungen, Sucht und Narzissmus auseinanderzusetzen. Seit 1992 hat sie eine eigene Praxis in München und ist Autorin zahlreicher Bücher wie: "Ohrfeige für die Seele. Wie wir mit Kränkung und Zurückweisung besser umgehen können", "Eitle Liebe – Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen", "Blender im Job. Vom klugen Umgang mit narzisstischen Chefs, Kollegen und Mitarbeitern" sowie zuletzt "Narzissmus, Verführung und Macht in Politik und Gesellschaft".

Anton Pelinka

Anton Pelinka

(c) Hafele

Anton Pelinka, 1941 in Wien geboren, Politikwissenschafter und Jurist, veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Beiträge und Bücher vor allem in den Bereichen Demokratietheorie, politisches System Österreichs und Vergleich politischer Systeme. Nach akademischen Stationen in Deutschland war er von 1975 bis 2006 ordentlicher Universitätsprofessor an der Universität Innsbruck, wo er das Institut für Politikwissenschaft mit aufbaute. Seit 2006 ist er Professor im Nationalism Studies Program der Central European University in Budapest. Zu seinen Publikationen zählen "Vergleich politischer Systeme", "Europa. Ein Plädoyer", "Israel. Ausnahme- oder Normalstaat", und "Die unheilige Allianz. Die rechten und die linken Extremisten gegen Europa".

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Eine Veranstaltung in Kooperation mit der "Wiener Zeitung".

Service

Im Zeit-Raum: Johannes Kaup im Gespräch mit Bärbel Wardetzki und Anton Pelinka
Donnerstag, 21. September 2017
18:30 Uhr –
RadioCafe
Eintritt: EUR 17,-
Ermäßigungen: ORF RadioKulturhaus-Karte 50%, Ö1 Club 10%