Porträt von Florian Boesch

LUKAS BECK

Florian Boesch & Yasmo

Beim zweiten Gesprächskonzert dieser Saison rückt Ernst Kovacic den international erfolgreichen Ausnahme-Bariton Florian Boesch ins Rampenlicht. Als Special Guest wird die Rapperin und Slampoetin Yasmo, die bereits seit ihrem 15. Lebensjahr auf der Bühne steht, erwartet.

Florian Boesch passt in kein Klischee von Medienorientiertheit oder gar sängerischer Eitelkeit. Dabei scheint die Biografie des 1971 geborenen Sängers genetisch in Richtung Opernstar vorprogrammiert zu sein. War doch sein Vater Christian Boesch ein erfolgreicher Papageno und Wozzeck – also im gleichen Fach tätig wie sein Sohn Florian. Die Großmutter Ruthilde Boesch gehörte zum legendären Mozart-Ensemble im Ausweichquartier im Theater an der Wien, war mit dem Dirigenten Wilhelm Loibner verheiratet und obendrein die Lehrerin von Edita Gruberová.

"Ich wurde nicht wegen meiner sozialen Prägung Sänger, sondern trotz der familiären Prägung" – ist eine der häufigsten Redewendungen des End-Vierzigers, der seit rund 20 Jahren zu den "Hochkarätern" seiner Zunft gehört. Nach seinem Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien – wurde er ganz rasch zum Geheimtipp der Konzertmanager und Festivalplaner. Schon sein Debüt in Salzburg 2002 – als Tiridate in Händels "Radamisto" – war folgenreich. Nach seinem ersten Auftritt bei der Schubertiade in Hohenems gehörte er über Nacht zu den gefragtesten Liedinterpreten. Er ist regelmäßiger Gast im Musikverein Wien, in der Carnegie Hall oder in der Londoner Wigmore Hall. Rasch katapultierte er sich zu den Lieblingssängern von Nikolaus Harnoncourt. Und auch heute schätzen Pult-Größen wie Simon Rattle, Franz Welser-Möst oder Philippe Herreweghe den anspruchsvollen Sänger, der zu einer der Säulen des Theaters an der Wien geworden ist, wo etwa die szenischen Aufführungen der Bach- und Händel-Oratorien zu den Highlights der letzten Jahre gehören.

Die Sängerin Yasmo am Mikrophon.

Yasmo © ORF Thomas Jantzen

Auffallend bei der unkonventionellen Karriere ist, dass Florian Boesch immer mehr zu anspruchsvollen Liederabenden tendiert. Sein Motto: Aber wenn Oper, dann richtig! Das trifft beispielsweise auf den Wozzeck von Alban Berg zu. Boesch macht daraus ein Porträt eines Ausgebeuteten und Unterdrückten, Alban Bergs Meisterwerk wird bei ihm zur Generalanklage gegen die Ungerechtigkeit der Welt.

Florian Boesch ist ein wunderbarer Interpret von Alter wie Neuer Musik. Seine Qualitätsansprüche sind offenbar enorm. Außerdem gelingt es dem in Saarbrücken geborenen Musiker, die ideale Balance zwischen intellektueller Souveränität und emotionaler Spontaneität zu finden. Auf dem Programm der nächsten Monate stehen neben den "Fix-Sternen" Schubert, Bach oder Brahms Raritäten wie die "Jedermann"-Monologe von Frank Martin oder das "Requiem" von Gabriel Fauré. Und auch auf der Opernbühne stehen ihm interessante neue Aufgaben bevor, etwa als Mephisto in "La damnation du Faust" von Berlioz und in der "Dreigroschenoper" von Brecht/Weill. Text: Peter Dusek

Yasmin Hafedh alias Yasmo zählt im Moment zu den bekanntesten und wortgewaltigsten Texterinnen Österreichs. Egal ob Slam Poetry, Rap oder Literatur, sie kann definitiv mit Worten und Wörtern umgehen und zieht ihre Zuhörerschaft in den Bann.

Info

Florian Boesch