Porträt von Marlene Streeruwitz.

Marlene Streeruwitz © Heribert Corn

Marlene Streeruwitz - AUSVERKAUFT

Nach zweijähriger Pause setzt Alfred J. Noll im KlangTheater seine Diskussionsreihe, die sich dem Spannungsfeld zwischen Politik und Kunst widmet, fort. Zu hören ist das bereits ausverkaufte Gespräch in Ö1 am 25.11., 16:00 Uhr in den Passagen.

Unter den österreichischen Schriftstellerinnen behauptet die 1950 in Baden bei Wien geborene Marlene Streeruwitz seit Jahren einen eigenständigen Platz. Mit ihren seit Anfang der 1980er Jahren oft gespielten Stücken hat sie die Theaterbühnen erobert und sich mit ihren großen Romanen ein Publikum geschaffen, das ihre Versuche, einen spezifischen weiblichen Blick auf die Wirklichkeit zur Darstellung zu bringen, begeistert verfolgt.

Marlene Streeruwitz ist aber nicht nur Schriftstellerin. Sie ist eine hochgebildete und wissensreiche politisch-feministische Polemikerin, die unbarmherzig die Peinlichkeiten der Tagespolitik seziert – und sie scheut sich auch nicht, in Fernsehen, Rundfunk und in der Tagespresse unmittelbar zu intervenieren. Im unauflösbaren Zusammenhalt mit ihren theoretischen Reflexionen über die Möglichkeiten von Kunst im Allgemeinen und von Literatur im Besonderen hat sie im deutschen Sprachraum eine singuläre Position entwickelt, die sie in immer neuen Anläufen reflektiert und mit den tatsächlichen gesellschaftlichen Entwicklungen in Beziehung setzt. Nicht zuletzt ihre Poetik-Vorlesungen zeigen Marlene Streeruwitz als reflektierte Beobachterin und wirklichkeitszugewandte Analytikerin: "Viele Frauen wurden auf der Bühne zerbrochen, damit der Bürger in seinem egalitären Selbstbewusstsein nach Hause gehen konnte."

Die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz ist für ihr literarisches Schaffen vielfach ausgezeichnet worden. Sie hat u.a. den Hermann-Hesse-Preis (2001), den Peter-Rosegger-Preis (2008), den Wiener Frauenpreis (2011) und zuletzt auch den Franz-Nabl-Preis (2015) erhalten; in der Jury-Begründung des letztgenannten Preises hieß es: Marlene Streeruwitz vertritt "einen dezidiert feministischen Standpunkt, der Teil eines umfassenden politischen Engagements ist.

Porträt von Alfred Noll.

Alfred Noll © Xenia Trampusch

Mutig und kompromisslos bezieht sie immer wieder Stellung zu Grundsatzfragen von Politik, Gesellschaft und Kultur, mischt sich vielfach aber auch in tagespolitische Angelegenheiten ein". Damit ist Marlene Streeruwitz die ideale Gesprächspartnerin in der Reihe "Kunst der Demokratie".

Was heißt es, wenn Marlene Streeruwitz davon spricht, dass Literatur das einzige vieldimensionale Medium sei, das eine Darstellung der Erkenntnis möglich macht, die sich nicht mit einer Vermittlung begnügen muss und sich damit in die Medienlandschaft einpasst? Warum ist der Roman das grundlegende politische Instrument einer neuen politischen Sprache? Ist Politik wirklich nicht mehr als die Maskierung des Rettungsversuchs, auf die Seite des Profits zu kommen? Könnte eine neue politische Gruppierung in das Abenteuer der Erkenntnis aufbrechen? Wie ließe sich aus der Erhaltung der Vielgestaltheit ein Gemeinsames herstellen?
Text: Alfred J. Noll

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Marlene Streeruwitz