André Heller vor einem Bücherregal

(c) Suzy Stöckl

Kunst der Demokratie: André Heller

André Heller im Gespräch mit Alfred J. Noll. Was bewegt ihn? Was lässt ihn verzweifeln? Woher nimmt er die Kraft, unentwegt Neues zu beginnen? Wir zeigen die Veranstaltung im Video-Livestream.

An Person und Lebenswerk von André Heller scheiden sich die Geister. Unbestritten ist sein Erfolg als Impresario von großen Kunst- und Kulturveranstaltungen. Unbezweifelbar ist sein Erfolg als Sänger und Schriftsteller. Ganz einzigartig ist er als Gartengestalter in Italien und Marokko. André Heller, der im nächsten Jahr seinen 75. Geburtstag feiert, hat ein imponierendes Lebenswerk geschaffen. Gleichzeitig trifft ihn aber immer wieder die Kritik des Feuilletons: Wenn man ihm schon seine Anerkennung beim Publikum nicht abstreiten kann, so scheint man ihm doch nicht zu verzeihen, dass sich dieser Erfolg nicht in die Schubladen landläufiger Kunstkritik einordnen lässt.

In den nunmehr fast 50 Folgen seiner Fernsehreihe "Menschenkinder" bringt Heller andere zum Sprechen – im Gespräch am 20. November mit Alfred J. Noll spricht er selbst. Was bewegt ihn? Was lässt ihn verzweifeln? Woher nimmt er die Kraft, unentwegt Neues zu beginnen? André Heller ist in Bewegung, seit jeher. Nur was ihn wirklich interessiert, macht er sich zum Thema. Lernt er aber Neues kennen, dann ist sein persönlicher und finanzieller Einsatz unbedingt – mit voller Kraft.
Mit seinen Büchern "Das Buch vom Süden" (2016) und mit "Zum Weinen schön, zum Lachen bitter" (2020) hat André Heller sich ein ganz neues Publikum erschlossen. Nimmt er damit Abschied von seinen großen Inszenierungen?
André Heller zeigt immer wieder, dass die bemühte Unterscheidung zwischen Kunst und Unterhaltung ein allzu grobes Raster ist. Produktiver scheint es zu sein, im direkten Gespräch mit Künstlerinnen und Künstlern danach zu fragen, wie sich im konkreten Werk selbst, im Prozess des Schaffens, die andauernde Spannung des jeweiligen Werkes zum Ausdruck bringt. Es geht um das breite Spektrum der Zwischentöne – und André Heller ist Experte in Sachen Zwischentöne!
Mit kaum einem anderen ließe sich besser über die Schönheit sprechen als mit André Heller, dem die Schönheit über (fast) alles geht. Was aber ist die Schönheit? Warum brauchen wir sie? Kann "das Schöne" mehr sein als die bloße Ablenkung von den Grausamkeiten der Welt? Reicht die Schönheit aus – müssen wir in Zeiten von Klimakrise und drohender sozialer Spaltung nicht ganz etwas anderes suchen? Und wo soll die Schönheit denn Platz finden in einer Welt, die vom kühlen Rechnen und vom gewinnbringenden Ausnutzen von Chancen fürs individuelle Vorwärtskommen bestimmt ist?

Text: Alfred J. Noll