LUKAS BECK
Klangkollektiv Wien – Einfach Klassisch
MI | 01 03 2023 | 19:30 Uhr
Großer Sendesaal
Eintritt: EUR 27,–
Ermäßigungen:
ORF RadioKulturhaus-Karte 50%, Ö1 Club 10%
AUDIO-LIVESTREAM
Abgerundet wird das Programm von nicht minder meisterhaften Werken junger Genies: die "Symphonie Nr. 29" des 18-jährigen Mozart und die "Symphonie Nr. 5" des 19-jährigen Franz Schubert. Mozart kehrt in der "Symphonie in A-Dur KV 201" nach seiner "Symphonie Nr. 25 in g-Moll" zu einer schlichteren Orchestrierung zurück und begnügt sich mit Streichern, zwei Oboen und zwei Hörnern. In diesem kleinen symphonischen Juwel perfektioniert der junge Komponist seinen Stil, erkennbar an der Prägnanz der Klangflächen und der effizienten Verwendung des thematischen Materials.
Zehn Jahre später, 1784, fand die legendär gewordene Quartettaufführung statt, an der Joseph Haydn und Mozart teilnahmen, übrigens die erste bezeugte Begegnung der beiden Komponisten. In diesem Jahr komponierte Mozart seine "Symphonie Nr. 36" ("Linzer Symphonie").
Es ist vielleicht kein Zufall, dass Haydn – der Eisenstädter Meister ist der einzige große Musiker seines Jahrhunderts, der sich nur als Komponist und nicht auch als Virtuose durchgesetzt hat – ein Jahr später in der Einleitung seiner "Symphonie Nr. 85" auch die punktierten Rhythmen verwendet, welche an den feierlichen Charakter der barocken "Ouvertüre à la française" erinnern. Diese Symphonie – eine der sechs "Pariser Symphonien", die für die Konzerte der "Loge Olympique" in Paris komponiert wurden – war vom Grafen von Ogny über den berühmten Geiger und Komponisten Chevalier Saint-Georges in Auftrag gegeben worden. Der Beiname "La Reine" (Die Königin) basiert wahrscheinlich auf dem Untertitel "La Reine de France" in der Erstausgabe des Werkes. Die französische Königin Marie Antoinette war Schutzherrin der Konzertreihe der "Loge Olympique". Sie soll diese Symphonie besonders geschätzt haben. Es bestand die Annahme, das Hauptthema des 2. Satzes (Romance) beruhe auf dem französischen Volkslied "La gentille et jeune Lisette" (Die anmutige und junge Lisette) und sei als Hommage an Marie Antoinette gedacht gewesen. Diese Auffassung wird heute als unzutreffend abgelehnt.
Diese Symphonie repräsentiert zusammen mit Beethovens Symphonien und den letzten sechs Symphonien Mozarts den Höhepunkt dieser Gattung der Wiener Klassik.
Franz Schubert, der ebenfalls zur großen Linie der Symphoniker der Wiener Klassik gehören wollte, kehrt in seiner "Symphonie Nr. 5 in B-Dur D 485" zu einem Mozart-Ideal insofern zurück, als er die gleiche leichte Instrumentierung und Tonart wie Haydn in seiner "Symphonie Nr. 85" verwendet: Streicher, eine Flöte, zwei Oboen, zwei Fagotte und zwei Hörner; und auf Trompeten, Pauke und Klarinetten verzichtet. Der 3. Satz (Menuetto) erinnert auch an Mozarts "g-Moll Symphonie KV 550". Noch als Student am Konvikt bewunderte Schubert dieses Werk. Seine "5. Symphonie", die von Reinheit und Leichtigkeit geprägt ist, ist für den Stil der frühen Symphonien des Komponisten typisch. Ihre Einfachheit und Strenge der Form, ihre in Klassik getauchte emotionale Zurückhaltung und ihr melodischer Reichtum scheinen die Bilanz einer vergangenen Zeit zu sein, ein notwendiger Ausgangspunkt, um neue Experimente zu wagen.
Text: Rémy Ballot
In Kooperation mit der Tageszeitung "Die Presse".