Porträt von Katharina Rogenhofer

ALEJANDRO PRESCOTT-CORNEJO

Im Zeit-Raum: Katharina Rogenhofer

"Ändert sich nichts, ändert sich alles" – Wie um unseren Planeten kämpfen? Johannes Kaup im Gespräch mit der Autorin und Klimaaktivistin.

Die Klimakrise ist kein Phänomen, das einmal überwunden sein wird, weil sie keine herkömmliche Krise ist. Sie wird zunehmend zu einem Klimanotstand, der die Lebensgrundlagen unseres Planeten bedroht und uns sowie die Folgegenerationen im 21.Jahrhundert in Atem halten wird. Allein an der Häufung der Wetterextreme in den letzten Jahren - von riesigen Waldbränden, Überflutungen, Hitze- und Dürreperioden – zeigt sich, wie sehr das Leben auch schon bei uns bedroht ist. So hat sich in den letzten zwanzig Jahren mit 7248 die Zahl der Naturkatastrophen im Vergleich zu früher verdoppelt. Die Klimazonen verschieben sich durch die Erderhitzung Richtung der Polgebiete. Wenn sich das Klima – je nach Szenario - von 2,6 bis 4,8 Grad Celsius erhitzt, wird bis zum Ende des Jahrhunderts ein Gürtel von zweitausend Kilometern nördlich und südlich des Äquators zur von Menschen unbewohnbaren Zone mit katastrophalen Folgen für bis zu drei Milliarden Menschen.

Wir müssen also jetzt handeln! Es geht hier nicht um eine Anpassung, die man mit grünen Technologien bewältigen kann. Allein mit kleinen CO2-Reduktionen ist eine Wende nicht zu schaffen. Was es braucht, ist eine radikale Transformation unserer Wirtschafts- und Lebensweise, um die Klimawende zu schaffen. Es braucht einen globalen Green New Deal. Schon Präsident Jonh F. Kennedy sagte Anfang der 1960er Jahre über das ehrgeizige Programm, binnen eines Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond und wieder sicher zurück auf die Erde zubringen: "Wir haben den Weg zum Mond nicht deshalb gewählt, weil er leicht ist, sondern weil er schwer ist". Mindestens so schwer wird es sein die Wirtschaft, Politik und Gesellschaft so zu reformieren, damit alle Menschen ein sozial gerechtes, ökologisch verträgliches und ökonomisch abgesichertes Leben haben können.

Worum geht es beim visionären Programm des "Green New Deal"? Welche Bereiche – von den Investitionen, über die Energieversorgung, Wirtschaft, Arbeit, Wohnen und Mobilität, sowie Gesetze und Steuern – spielen auf welche Weise eine wichtige Rolle? Was sind die Kosten der notwendigen Transformation im Vergleich zu den Kosten des Nichts- oder Zuwenig-Tuns? Wie entkommen wir dem "Blame Game", der Beschuldigung von einzelnen Individuen und politischen Institutionen und dem "Verantwortungskarussel", bei dem immer "die anderen" zur Aktion aufgerufen werden? Welche Formen der Klima-Aktionen helfen weiter und welche spalten die Gesellschaft? Wie kann die Zivilgesellschaft beim Transformationsprozess mutig und pionierhaft vorangehen und zugleich die Mehrheitsgesellschaft dafür motivieren?

Katharina Rogenhofer wurde 1994 in Wien geboren. Sie studierte Biologie mit Schwerpunkt Zoologie an der Universität Wien, sowie Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement im Oxford. 2018 holte sie mit weiteren Klimaaktivistinnen und -aktivisten die Fridays-for-Future-Bewegung nach Österreich. Von 2019 bis 2022 war sie zur Sprecherin des Klimavolksbegehrens, das mit 380.590 Unterschriften in einen erfolgreichen Antrag im österreichischen Parlament mündete. Sie engagiert sich als Beirat im Wissenschaftsrat des Wiener Klimarats. Im Jahr 2021 zur Österreicherin des Jahres in der Kategorie Klimainitiative gewählt worden. Ihr Buch "Ändert sich nichts, ändert sich alles. Warum wir jetzt für unseren Planeten kämpfen müssen" erschien 2021 im Zsolnay Verlag.