Tobias Moretti_Videosujet

Foto: Christian Hartmann / Artwork: Susi von Hasen

AUSVERKAUFT - Tobias Moretti & wood sounds "My love is as a fever"

Wilde Leidenschaft entfesselt Tobias Moretti gemeinsam mit dem Barockensemble wood sounds in diesem Shakespeare-Programm. Auf historischen Instrumenten wird dabei Musik von Purcell, Dowland, Blow und Preston mit Texten von Shakespeare verwoben. Die ausverkaufte Veranstaltung ist im Video-Livestream auf unserer Website zu sehen.

"… das ist mein voller Ernst Beil
Den ganzen Shakespeare an einem Abend
Und die Sonette führen wir auch auf …
Und alles zusammen nicht länger als fünf Stunden …"

Thomas Bernhard,
"Claus Peymann und Hermann Beil auf der Sulzwiese", 1987

Nicht unähnlich der Groteske Thomas Bernhards gab und gibt es immer wieder Verknüpfungen oder Verschränkungen Shakespeare’scher Texte miteinander. Und auch in der Überhöhung mit anderen, mindestens gleich wuchtigen Sprachformen dieser Epoche wie der Musik. Trotzdem werden wir die Bernhard’sche Universalvorgabe und auch die Länge weit unterbieten.

Porträt von Tobias un dJulia Moretti

(c) Inge Prader

Kaum ein Dichter der Neuzeit hat ähnlichen Kultstatus wie William Shakespeare (1564 – 1616), kaum einer hat Kunst seither so nachhaltig beeinflusst. Das Geheimnis mag darin liegen, dass Shakespeare als erster Literat der Neuzeit unverwechselbare, individuelle Persönlichkeiten erfunden hat. Es dreht sich alles um den herumirrenden Menschen, egal ob er etwas schafft oder etwas zerstört, ob er verehrt oder mordet: Immer brennt er, und immer geht es um die Liebe. Kaum einer hat die Bandbreite dessen, wozu dieses Fieber Menschen leitet und verleitet, im Fokus psychologisch so beleuchtet wie er: nicht nur den Bereich von individuellem Glück und Unglück, auch die politischen Dimensionen, die daraus entstanden sind.

Dieser dramatische Zugriff findet sein Gegenüber in der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, die Florian Hasenburger und Julia Moretti für diesen Abend ausgewählt und arrangiert haben. Gemeinsam mit allen Musikerinnen und Musikern ergaben sich im Probenprozess Konstellationen von Texten und Musiken, die sich gegenseitig provoziert haben. Schauspieler und Musiker:innen geraten miteinander in streitbare Korrespondenzen und Liebesauseinandersetzungen.

Zu Originaltexten von Shakespeare gesellen sich in diesem Programm solche, die von ihm inspiriert wurden: etwa von Rainer Maria Rilke, der Prospero dem Luftgeist Ariel nachsinnen lässt, den er seinem Element zurückgegeben hat, oder von Albert Ostermaier, der die Innenwelt Shakespeare’scher Figuren erkundet.

Die Komponisten John Dowland (1563 – 1626) und Thomas Preston (geb. nach 1559) waren Zeitgenossen Shakespeares und hatten beide eine wechselvolle Geschichte mit dem elisabethanischen Hof. John Blow (1649 – 1708) und Henry Purcell (1659 – 1695) gehören zwar erst in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, aber auch diese war vom Giganten Shakespeare und der mit ihm einsetzenden neuen Zeitordnung geprägt. Blows "Venus and Adonis" gilt heute als die erste englische Oper, zumal sie eine durchgehende Handlung hat. Das Libretto eines unbekannten Verfassers hat dabei den gleichen Stoff zum Inhalt wie Shakespeares frühes gleichnamiges Versepos. Henry Purcells "The Fairy-Queen" lehnt sich direkt an "A Midsummer Night’s Dream" an.

Collage-Baum-Musikerportraits-2021-mit-Moretti

(c) Wood sounds

Dieser Abend sucht Verbindungen, verstrickt sich, entwirrt sich und irrt in diesem Zauberwald aus Text und Musik den Figuren nach, die sich immer wieder neu erfinden, wie Mensch und Liebe.

Mitwirkende:

Tobias Moretti – Rezitation

wood sounds:
Florian Hasenburger – Violine, Viola
Julia Moretti – Oboe
Wolfram Fortin – Viola
Rainer Johannsen – Fagott, Blockflöte, Duduk
Stefan Gottfried – Cembalo
Pierre Pitzl – Barockgitarre, Viola da gamba
Georg Tausch – Perkussion
Walter Rumer – Kontrabass