Markus Meyer

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Under the Surface: "Der seltsame Fall des Benjamin Button"

Markus Meyer liest aus F. Scott Fitzgeralds 1922 erschienener Kurzgeschichte.

Mr. Roger Button möchte zum ersten Mal sein Neugeborenes im Krankenhaus besuchen. Doch die Ärzte und Schwestern reagieren äußerst ungehalten auf sein Anliegen, geradezu furchtsam und mit Verwünschungen. Keiner sagt ihm, was mit seinem Kind los ist. Als er endlich die Säuglingsstation betritt, kann er das aufgebrachte Verhalten verstehen: Im Säuglingsbettchen liegt kein kleines Kind, sondern ein alter Mann mit Bart, der sich weigert, mit einem Fläschchen gefüttert zu werden. Sein Name: Benjamin Button.

Ein schweres Schicksal ist ihm vorherbestimmt: Er durchläuft das Leben rückwärts und wird von Tag zu Tag jünger. Niemand weiß, wie es zu diesem seltsamen Phänomen gekommen ist, und die Familie ist bemüht, dieses Rätsel vor der Welt zu verbergen – so gut es geht. Als Benjamin dann im Alter von fünfzig Jahren die zwanzig Jahre jüngere Hildegarde kennenlernt, steht für ihn, der sein Leben lang nie geliebt wurde, jedoch alles auf dem Spiel. Fitzgeralds Erzählung aus dem Jahr 1922 behandelt auf skurrile und anrührende Weise das Thema von der Vergänglichkeit des Lebens.

F. Scott Fitzgerald, 1896 in St. Paul (Minnesota) geboren, wurde schon mit seinem ersten Buch, "Diesseits vom Paradies", auf einen Schlag reich und berühmt. Mit seiner Frau Zelda stand er in den 1920er Jahren im Mittelpunkt der US-amerikanischen Glamour-Gesellschaft. Sein heute am meistgelesenes Buch, "Der grosse Gatsby", war jedoch ein finanzieller Flop. Alkohol, Zank und Geldprobleme zerstörten die Ehe mit Zelda. Um Geld zu verdienen, ging Fitzgerald 1937 als Drehbuchautor nach Hollywood, wo er Ende 1940 starb.

In Kooperation mit der Tageszeitung "Die Presse".