Markus Meyer

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Under the Surface: "Der Tod des Olivier Bécaille"

Markus Meyer liest aus Émile Zolas Novelle.

Eine einfache kleine Unterkunft in Paris: Hier ist das Ehepaar Bécaille nach beschwerlicher Reise aus der Provinz, erfüllt von der Hoffnung auf ein neues Leben, gestrandet. Völlig unvermittelt leidet Monsieur Bécaille wenige Tage nach ihrer Ankunft an einem Anfall von Katalepsie, einem todesähnlichen Zustand: Er behält sein ganzes Bewusstsein, kann sich aber nicht mehr bewegen oder ein Lebenszeichen geben. Zu seinem Entsetzen wird er von seinem gesamten Umfeld für tot gehalten, angefangen bei seiner Frau, der hilfreichen Nachbarin, bis hin zum untersuchenden Arzt, der ihn schließlich offiziell für tot erklärt. Ein Albtraum beginnt…

Émile Zola (1840-1902) gilt als einer der großen französischen Romanciers des 19. Jahrhunderts und als Leitfigur und Begründer der literarischen Strömung des Naturalismus. Nach seinem großen Erfolg "Thérèse Raquin" (1867) begann Zola seinen 20-bändigen Roman-Zyklus "Die Rougan-Macquart", in dem anhand einer Familiengeschichte die Verhältnisse zur Zeit des Zweiten Kaiserreiches unter Napoleon III. dargestellt werden. Zugleich war Zola ein sehr aktiver Journalist, der sich auf einer gemäßigt linken Position am politischen Leben beteiligte. Sein Artikel "Jʹaccuse…!" ("Ich klage an…!") spielte eine Schlüsselrolle in der Dreyfus-Affäre (1894), die Frankreich jahrelang in Atem hielt, und trug entscheidend zur späteren Rehabilitierung des fälschlich wegen Landesverrats verurteilten Offiziers Alfred Dreyfus bei.