Wolfgang Kos

(c) ORF/Ursula Hummel-Berger

Ätherwellenfieber – Lesung Wolfgang Kos

Wolfgang Kos liest aus seinem Buch "Das Radio". Der Historiker, Autor und ehemalige Direktor des Wien Museums betrachtet und analysiert in seinem Buch das Phänomen Radio nicht nur als Kulturhistoriker, sondern auch aus der Innenperspektive eines legendären Radiogestalters und spricht über seine Begeisterung und Faszination für das Radio.

"Achtung! Achtung! Hier Radio Wien!" Mit dem Radio setzte sich vor rund 100 Jahren ein neuartiges Massenmedium mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch und löste weltweit "Ätherwellenfieber" aus. Erstmals konnten Stimmen und Klänge von unsichtbaren Sprechern und Musikern in die Ferne gestrahlt und von einer großen Zahl von Zuhörern gleichzeitig via Empfangsgerät so wahrgenommen und empfunden werden, als käme die Botschaft von nebenan. Obwohl nur der Hörsinn aktiviert wird, können Bilder und Fantasien ausgelöst werden.

Schnell erreichte der Rundfunk enorme gesellschaftliche Bedeutung und entwickelte sich zu einem Taktgeber des modernen Lebens. Der Radioapparat wurde zum unverzichtbaren Objekt des Alltags. Radio diente der Welterweiterung der Hörer, veränderte Gewohnheiten, beschleunigte Moden und wurde ab den 1950er Jahren zum Generator der Poprevolution. Das Buch erzählt von der faszinierenden Wandlungsfähigkeit des Hörfunks: Wiederholt wurde das Radio totgesagt und stets hat es sich neu erfunden und seine Magie behalten.

Wolfgang Kos betrachtet und analysiert das Phänomen Radio nicht nur als Kulturhistoriker, sondern auch aus der Innenperspektive eines legendären Radiogestalters. Seine Radiofaszination begann im Wohnzimmer der Eltern, wo man in den Fünfzigerjahren jeden Sonntagmorgen live aus dem Großen Sendesaal des Funkhauses "Was gibt es Neues" von und mit Heinz Conrads hörte. Mit neunzehn verwandelte sich der begeisterte Radiohörer in einen professionellen Radiomacher. 1969 stieß Kos zum Team der legendären "Musicbox" der Jugendredaktion, die zu Österreichs einflussreichstem Medium für Popkultur wurde und mit neuen Sendeformen experimentierte. Ab den Achtzigerjahren wirkte er daran mit, dass Ö1 zum erfolgreichsten Kultursender Europas werden konnte.

Wolfgang Kos
Historiker, Radiogestalter, Autor und Ausstellungskurator. 1968-2003 Radiojournalist beim ORF-Hörfunk (u.a. "Musicbox", Ö3; "Das Popmuseum", Ö3/Ö1; "Diagonal – Radio für Zeitgenossen", Ö1), 2003 bis 2015 Direktor des Wien Museums.
Publikationen, Ausstellungen und Radioreihen zu Geschichte, Landschaft und Populärkultur, u.a. "Eigenheim Österreich – Politik, Kultur und Alltag nach 1945" (1995), "99 Songs – Eine Geschichte des 20. Jahrhunderts" (2017), "Der Semmering – Eine exzentrische Landschaft" (2021).

In Kooperation mit dem Residenz Verlag.