Laif Rois Stubenrauch
Im Zeit-Raum: Judith Kohlenberger
DI | 28 01 2025 | 18:30 Uhr
RadioCafe
Eintritt: EUR 12,–
Ermäßigungen:
ORF RadioKulturhaus-Karte 50%, Ö1 Club 10%
Seit Europas großer "Flüchtlingskrise" 2015 – und verstärkt durch die Wahlen in Österreich und in Deutschland – manifestiert sich in der Gesellschaft eine neue Härte in Wort und in Taten. Das Leid und Elend an unseren Grenzen, aber auch in den aktuellen Kriegsgebieten scheint viele gleichgültiger, kälter und empathielos gegenüber Minderheiten und Marginalisierte zu machen. Auch Parteien der politischen Mitte übernehmen mittlerweile Positionen und Diskurse von populistischen und rechtsextremen politischen Parteien. Ihre Absicht, damit "den Rechten" das Wasser abzugraben erweist sich als fataler Bumerang. Denn gerade die Anbiederung an die extremen Ränder, lässt die Illiberalität und Autoritarismus erstarken. Sie macht die Gesellschaften intoleranter und radikaler und untergräbt so die Fundamente der Demokratie. Erst kürzlich hat der Europarat eine "feindselige" politische Rhetorik gegen Geflüchtete kritisiert. Auch sei ein Anstieg antisemitischer und islamfeindlicher Taten zu bemerken. Dabei würden Menschen auf der Flucht vor allem "Solidarität und Unterstützung" brauchen, so auch die UNO.
Die Kulturwissenschafterin Judith Kohlenberger liefert in ihrem Buch "Gegen die neue Härte" eine Gesellschaftsanalyse der Gegenwart. Darin wird deutlich, welchen hohen Preis wir für unsere Abschottung von anderen zahlen. Je militanter Grenzen verteidigt werden, um die vermeintliche Ordnung dahinter zu schützen, desto stärker wird aber diese Ordnung selbst bedroht. Die Folgen sind: Gewalt und offene Rechtsbrüche, das Gefühl der Ohnmacht und der Resignation strahlen ins Innere aus. "Wer der Welt mit Härte begegnet, wird sie hart erfahren", sagt sie. Kohlenberger setzt dem das Konzept der Zugewandtheit entgegen. Sie regt an, dafür Räume für Austausch, Nähe und Demokratisierung zu schaffen. Ein Plädoyer für eine praktische Politik des Mitgefühls.
Judith Kohlenberger ist Kulturwissenschafterin und Migrationsforscherin. Seit Herbst 2015 forscht und lehrt sie zu Flucht, Asyl und Zugehörigkeit, u.a. an der Wirtschaftsuniversität Wien, dem Österreichischen Institut für Internationale Politik und dem Jacques-Delors-Center der Hertie School in Berlin. Ihre Arbeit wurde in internationalen Journalen veröffentlicht und vielfach ausgezeichnet. Sie ist Sprecherin des Integrationsrats der Stadt Wien und Host des Podcasts Aufnahmebereit. Ihr Buch "Das Fluchtparadox: Über unseren widersprüchlichen Umgang mit Vertreibung und Vertriebenen" war österreichisches Wissenschaftsbuch des Jahres und für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert. Kohlenbergers Buch "Gegen die neue Härte" steht auf der Sachbuch-Bestenliste von "Welt", "NZZ", ORF und RBB.
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In Kooperation mit der Tageszeitung "Die Presse".